Politische Werte und Interessen und ihre Verwirklichung in und über Parteien

Politische Werte und Interessen vertritt man in einer Gesellschaft wohl am besten, indem man sich zunächst mit anderen Gleichgesinnten und/oder gleichermaßen betroffenen zusammenschließt.

Meistens hat schon jemand anders eine entsprechende Gruppierung gegründet, der kann man sich dann zunächst mal anschließen und schauen, ob diese tatsächlich die gleichen Werte und/oder Interessen vertritt wie man selbst.

Ansonsten bleibt einem wohl nichts als selbst so eine Gruppierung in Leben zu rufen.

Auf dem Weg dorthin eignet sich ein Blog und eine Internetpräsenz.

Und Teilnahme an politischen und gesellschaftskritischen Veranstaltungen.

Wenn man dann endlich mal in solch einer Gruppe ist oder diese neu gegründet hat fragt es sich natürlich wie man diese Werte und Interessen, dann gemeinsam gesellschaftlich und eventuell auch politisch vertreten will.

Und natürlich was man macht, wenn diese Gruppe im Laufe der Zeit nicht mehr die Werte und Interessen vertritt wie man selbst.

Wenn die Gruppierung eher Netzwerk- artig aufgebaut ist ohne feste Hierarchien und auch ein wenig mehrköpfig, ist es einfacher zunächst mal weiterhin innerhalb der Gruppierung in einer Teilgruppe aktiv zu bleiben. Eventuell mit zusätzlichen Kontakten nach außen.

Bei Konsens- basierten Gruppen muss man sich meist zumindest keine Sorgen darum machen, dass etwas beschlossen wird, dass man komplett ablehnt, denn da hat man ja ein Vetorecht. Wobei dessen Anwendung natürlich hohe Wellen schlagen kann. Aber Konsens- basierten Gruppen eignen sich wohl am besten zum miteinander Reden um Gemeinsamkeiten der jeweils vertretenen Positionen zu finden. Konsens- Findung eben. Und basierenden auf diesem kleinsten gemeinsamen Nenner kann man dann auch gemeinsam Aktionen durchführen. Meist wird einem die Mitgliedschaft nur in Konsens- basierten Gruppen aber nicht reichen, vor allem wenn man auch politisch etwas umsetzen will. Denn Konsenspflicht bietet denjenigen die keine Einigung zur Sicherung ihres Grundbedarfs brauchen eine enorme Macht gegenüber denen, welche vom Ergebnis einer Einigung abhängen. Das sieht man auch schön wenn es innerhalb der EU um Fragen wie einen Sozialausgleich innerhalb des Zwangssystems wirtschaftlicher Freiheit geht, dass wir gemeinsamer EU- Binnenmarkt nennen.

Da bleibt einem dann Werte- gebunden ab einem bestimmten Moment nur noch die Ausgründung. Oder das Wechseln in eine neue Gruppe.

Und dann gibt es noch Gruppen mit Mehrheitswahlrecht. Wo also die einfache Mehrheit oder Zweidrittel der Stimmen für Beschlüsse reicht. Hier ist zwar die Handlungsfähigkeit als Gesamtgruppe am höchsten und im Gegensatz zu „mehrköpfigen“ Netzwerkstrukturen sind die Ressourcen der Gruppe nicht aufgeteilt unter Teilgruppen. Das führt andererseits aber eben auch dazu, dass es für Entscheidungen mehr oder weniger irrelevant ist, was die übrigen 49 % denken. Und deren eingebrachte Ressourcen entfallen dann auch unter die Kontrolle der 50plus Mehrheit. Da ist eine gewisse Lagerbildung fast vorprogrammiert und wohl auch ein häufiger Wechsel in andere Gruppen, von Mitgliedern die ihre Werte und Interessen zumindest nicht ausreichend berücksichtigt finden. In Staaten ist das natürlich eher schwierig. Da müsste man aktuell schon hoffen, dass einem ein anderer aufnimmt. Deshalb ist hier die politische Willensbildung und -ausübung besonders wichtig. Und die erfolgt eben in Deutschland über Parteien. Und diese haben hier soweit ich weiß eine Pflicht ihre Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip auszurichten.

Daher muss jede gesellschaftliche Gruppe, welche ihre Werte und Interessen politisch umgesetzt sehen will, die Mehrheitsverhältnisse in und gesellschaftlich zwischen den Parteien genau im Auge behalten und/oder bei Bedarf selbst eine gründen. Wobei dann aber auch dort die Mehrheitsverhältnisse im Ablauf der Zeit genau beobachtet werden müssen, sonst kann dort bald eine Mehrheit aus Mitgliedern mit anderen politischen Anliegen entstehen, oder es droht sogar die bewusste Unterwanderung. Maulwürfe gibt es überall. 🙂

Daher kann man davon ausgehen, dass in jeder Partei verschiedene gesellschaftliche Gruppen aktiv sind, die wiederum meist in mehreren vertreten sind. Einerseits um die innerparteilichen Mehrheitsverhältnisse in die gewünschte Richtung verändern zu können zum anderen um Parteien- Koalitionen in einer gewünschten Konstellation wahrscheinlicher werden zu lassen.

Das ist zunächst mal, meiner Meinung nach, auch gut so, solange dies transparent abläuft und man innerparteiliche programmatische Auseinandersetzungen auch von außen mitbekommt. Und man sich als Wähler leicht ein Bild von den innerparteilichen Mehrheitsverhältnissen machen kann.

Zumal bei „beim Wähler gefragten“ Parteien sehr schnell der Bedarf an Kommunalpolitikern steigt und dann die innerparteilichen Werte und Interessen Konstellationen sich auch schnell nochmal ändern können. Eventuell wäre die Option auf kommunaler Ebene und auf Bundesebene verschiedenen Parteien angehören zu können vorteilhafter, dann könnte man auf Bundesebene einer reinen Bundespartei angehören, die den eigenen aktuellen Werten und Interessen näher ist als die Bundespartei der Kommunalpartei der man gerade angehört. Dann bräuchte nicht jede neue Bundespartei gleich wieder einen neuen kommunalen Unterbau. Und man müsste seine aktuelle Kommunalpartei nicht nur deswegen verlassen, da man auf Bundesebene mit einer anderen Partei mehr übereinstimmt.

Schwierig ist, wenn eine Werte und Interessen Fraktion innerhalb einer Partei andere Mitglieder mit der Begründung auf ihre Linie ziehen will, dass Uneinigkeit der Partei schaden würde.

Erstens einmal verliert die innerparteiliche Meinungs- und Mehrheitsbildung damit nach außen erheblich an Transparenz. Anderseits wird der innerparteiliche Diskurs damit abgewürgt und eine zu Ende gedachte Politik ist so kaum mehr möglich.

Vor allem wenn eine gesellschaftliche Gruppierung dadurch in mehreren Parteien einen künstlichen Meinungs- Konsens in der Außenwirkung und im Verhalten nach außen herstellt der so eigentlich ohne diesen Eingriff gar nicht existiert und eigentlich in der Bevölkerung auch nicht ohne weiteres mehrheitsfähig wäre, wird es schwierig, da dadurch Koalitionen mehrheitsfähig und quasi alternativlos werden können, die bei transparenter, zu Ende gedachter und nicht blockierter innerparteilicher Meinungs- und Willensbildung so gar nicht genug Wählerstimmen bekommen könnten.

Daher liebe Parteimitglieder, mehr Mut zum öffentlichen Dissens und zum zu Ende denken auch und vor allem von Grundsätzlichem. Lieber sich mal den Vorwurf des „Partei schädigen“ anhören als seine Ansichten innerhalb und außerhalb von Parteien nicht mehr zu äußern und sich auch mal über Leute aus der eigenen Partei öffentlich aufregen. Zumal wenn die Positionen vertreten, die der eigenen zu wieder laufen und auch gar nicht zum Namen und der Tradition der Partei passen.

Dann sind in Deutschland Selbstverständlichkeiten, wie die dass ein gemeinsamer Markt, national oder transnational, einen Ausgleich, wirtschaftlicher oder finanzieller Art, eine Priorisierung der Wirtschaftstätigkeit hin zur allgemeinen Grundbedarfssicherung und hinreichende staatliche Regulierung für soziale, ökologische oder sicherheitsrelevante Zwecke braucht, hoffentlich bald wieder der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung klar.
Ein Ausgleich ist wichtig, da die wirtschaftliche Konzentrationskraft des Marktes hin zu Standorten
mit optimalen Produktionsbedingungen einfach zu groß ist, um die unkorrigierte
Marktentscheidung einfach komplett akzeptieren oder tolerieren zu können.
Das ergibt sich ja schon aus der Hauptaufgabe des Marktes, durch einen fairen Wettbewerb der
Ideen, die optimale Kombination der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital zu finden. Zur
Erfüllung der Kundenwünsche.

Und kurzgefasst sollte Deutschland sich mal überlegen an welchen Indikatoren wir festmachen wollen, ab wann wir meinen, dass Deutschland vom „Weltmarktkuchen“ ein genügend großes Stück abbekommen hat. Nach meiner Meinung ist da die Leistungsbilanz unter angemessener Berücksichtigung der Zahlungsbilanz, also der Rückzahlungen für Schulden und Zinsen, unter Berücksichtigung der Importhöhe und des Lebensstandards, ausschlaggebend.

Daran ändert auch die aktuelle Corona- Pandemie und deren wirtschaftliche Schäden nichts.

Man muss eben wissen (auch wissen wollen) ab wann man sich nach außen und innen zu unsozial und unkooperativ verhält und seinen hinreichenden Beitrag nicht (mehr) leistet auch, aber zumindest nicht nur, aus Eigeninteresse. Und vor allem ab wann man sich von einem unsozialem Außen abhängig macht.

Kommentar zur US- Präsidentenwahl 2020: Teil 4

Nun sind die TV- Duelle ja vorbei.

Wirklich viel Neues oder Überraschendes kam dabei, zumindest nach meiner Meinung, nicht ans Licht.

Ich persönlich hoffe jedenfalls weiterhin, dass Joe Biden als nächster US- Präsident gewählt wird.

Zu den Gründen hatte ich mich hier bereits geäußert:
https://rkslp.org/2020/06/06/kommentar-zur-us-prasidentenwahl-2020-teil-3/
https://rkslp.org/2020/02/08/kommentar-zur-us-prasidentenwahl-2020-teil-2/
https://rkslp.org/2020/01/11/kommentar-zur-us-prasidentenwahl-2020-teil-1/

Auch Kamala Harris steht meinen politischen Positionen, Pro- Choice, gilt für mich aber auch bei Kopftuch und Co., Krankenversicherung für alle, Steuerpolitik, usw. näher als Mike Pence.

Und wenn sie Präsidentin werden sollte, wobei verglichen mit Konrad Adenauer als Bundeskanzler ist Joe Biden ja noch ein „junger Wilder“, die 4 Jahre wird er wohl noch unter uns weilen, wird sie sich wohl auch nicht im Namen aller ehemaligen direkt, oder mittelbar durch den imperialen Raubtierkapitalismus, versklavten und geknechteten am „weißen Westen“ rächen wollen. Da bin ich mal optimistisch. 🙂

Aber man wird schon hoffen können, dass sie sich neben dem Werte- gebundenen Wohlergehen der USA auch für das Wohl der übrigen Welt einsetzen wird. Zumindest soweit, dass man ehrlich sagen kann, dass die USA nachhaltig ihren fairen und angemessenen Beitrag da leistet und im Hinblick auf die internationale Ordnung, zumindest auch die weltweite Grundbedarfsdeckung aktiv in die Hand nehmen will und nicht dem Markt überlässt, engagiert tätig werden würde. Natürlich auch schon als Vize. Und auch entsprechend Druck auf andere Nationen, vor allem auch uns, macht.

Hoffen darf man das natürlich auch bei „Trump/Pence“, aber bei „Biden/Harris“ scheint mir das etwas wahrscheinlicher, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Seit meinem Teil 3, ist vor allem die Nominierung der Bundesrichterin Amy Coney Barrett
(https://de.wikipedia.org/wiki/Amy_Coney_Barrett) als Nachfolgerin für die kürzlich verstorbene Supreme Court Richterin Ruth Bader Ginsburg durch den aktuelle US- Präsidenten Donald Trump zu nennen. Dessen Absicht so kurz vor der Neuwahl des US- Präsidenten, noch einmal einen obersten Richter auf Lebenszeit, und das bei einer erst 48- jährigen, bestimmen zu wollen, spricht nicht gerade dafür, dass sich Herr Trump oder überhaupt die Mehrheit der republikanischen Partei besonders für den Willen der US- Wähler interessiert. Häufigere Wahlen sind eben „logistisch“ schwer möglich und sich dann, als erst einmal gewählter Präsident, darauf berufen zu wollen, dass er eben für die ganzen 4 Jahren gewählt wurde, ist schon eher ein Schlag ins Gesicht der Wähler. Nach dem Motto, eure Meinung interessiert mich nicht.
Da sollte Donald Trump nochmal genau nachdenken, ob er sich diesen Schuh wirklich anziehen will.
Zumal Frau Barrett auch noch zum konservativen „Erzler“- Lager und zu den „Textuellen“ gehören soll, bei denen geht aber eben wirklich gar nichts, in Sachen sozial liberaler Verbesserung … Und Mitglied der „Erzler“- libertären juristischen Federalist Society (https://en.wikipedia.org/wiki/Federalist_Society) ist sie auch noch. Dort sind oder waren auch schon die Hälfte der aktuellen 8 obersten US- Richter Mitglied. Also diese Wahl würde einen gigantischen Eingriff in die zukünftige Rechtsprechung der US für längere Zeit bedeuten. Und da will Herr Trump wirklich einfach den gerade aktuell gefragten Willen der Wähler ignorieren. Wirklich, Herr Trump?

Zumal diese „Society“ mit Geldern von den Familien Koch und Mercer unterstützt wird bzw. wurde, laut Wikipedia. Und die Brüder Koch stehen wieder sehr nahe an der Ideologie, des Vorrechts der wirtschaftlichen Freiheit gegenüber der demokratisch legitimierten politischen Freiheit der Völker, welche u. a. von Herrn Prof. James M. Buchanan stark vertreten wurde. Und seit dem Buch „Democracy in Chains“ von Prof. Nancy MacLean steht der wohl berechtigte Vorwurf im Raum, dass „Team Buchanan“ das Ziel verfolgt hatte und auch ohne in weiter verfolgt, den demokratisch legitimierten Handlungsspielraum dauerhaft und natürlich auch zu jedem Zeitpunkt, zugunsten der Freiheit des Kapitals einschränken zu wollen. Und dass dieses „Team Buchanan“ dieses eher verdeckt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit schrittweise zu verwirklichen versuchen würde.

Also es fällt mir schwer, das nicht als eindrucksvolle Bestätigung dafür anzusehen, dass den Mitgliedern dieser Gruppe und der Federalist Society der Wille des Volkes wenig bis nichts bedeutet und sie diesen über das vernünftige Maß hinaus vor allem als Bedrohung ihrer Finanzwerte und eventuell noch ihrer wirtschaftslibertären Ideologie ansehen und jede Möglichkeit nutzen wollen ihre Leute und ihre Wünsche dem US- Amerikanischen Volk so lange wie möglich aufzwingen zu können. Sonst würden sie dieses Ernennungsverfahren verurteilen und Frau Barrett würde hier nicht „mitspielen“, nach meiner Meinung. Gleiches gilt natürlich auch für die Republikaner im Senat und für Herrn US- Präsident Trump.
Eine Ernennung so kurz vorm Ende der Amtszeit lässt sich nur sehr schwer rechtfertigen, höchstens wenn gerade irgendwo „Hitler 2.0“ oder so gewählt wurde … Aber dann gründet man sich (wohl) eh besser gleich in einen Teilstaat aus, wenn man das befürchtet, und „hält sich bereit“. Aber das ist eine andere Geschichte …

Bei Herrn Joe Biden, viel etwas negativ auf, zumindest nach meiner Meinung, dass er bei aller berechtigten Kritik an Russland, nirgendwo bisher, soweit ich weiß, erwähnt hat, dass ein freier Weltmarkt mit freiem Kapitalfluss, aus Gründen die ich schon oft in meinen Beiträgen erwähnt habe, für Russland keine Option ist, da es sonst passieren könnte, dass seine gesamten Ressourcen an ausländische Investoren fließen und Russland im internationalen Handel, politisch vermeidbarer Weise, unfairer Weise dauerhaft ins Hintertreffen geraden könnte. Freier Handel ohne hinreichenden Ausgleich, Priorisierung und Regulierung schadet eben schon kurzfristig vielen und langfristig, durch die daraus hervorgerufenen Konsequenzen quasi allen. Zur Begründung kann man in meinen Beiträgen nachlesen.

Nichts desto trotz ich drücke Team „Biden/Harris“ die Daumen.

Die Polarisationstheorien von Gunnar Myrdal und Albert Otto Hirschman

Zuletzt bin ich bei meinen sozialökonomischen Nachforschungen, im Rahmen meines staatsbürgerlichen Wissensaufbau- Pflichtdienstes, dafür nimmt sich ja hoffentlich jeder etwas Zeit, zumindest solange, der, zumindest in Bezug auf die Arbeitszeit kaum regulierte internationale Wettbewerb, sie ihm denn lässt, auf die ökomomische Polarisationstheorie (https://de.wikipedia.org/wiki/Polarisationstheorie) gestoßen.
Die geht im Unterschied zur Gleichgewichtstheorie der Neoklassik davon aus, dass es im freien Markt nicht automatisch zu einem Gleichgewicht kommt, sondern zu, je nach Variante dieser Theorie auch zu sich verstärkenden, Polbildungen. Vertreten wurde diese Theorie in einer Variante, neben dem schon eher bekannten Gunnar Myrdal (https://de.wikipedia.org/wiki/Gunnar_Myrdal)[, dessen Nobelpreis gemeinsam mit Friedrich August von Hayek sollte wohl dem, „privat“ herbeigeführten Gleichgewicht der ökonomischen Theorien, dienen.
Typischer Wirtschafts- libertärer Humor.
Wenn die nur zur Unterhaltung da wären, wer wohl alles sozialer und stabiler … :),] 
auch, in einer anderen Variante, von Albert Otto Hirschman (https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_O._Hirschman). Das war ein Deutsch-Amerikaner mit jüdischen Wurzeln. Nachdem er in Europa gegen Faschisten gekämpft hatte, ist er später 1941 als es sich wohl nicht mehr verhindern ließ in die USA ausgewandert und wurde u. a. Professor für Sozialwissenschaften. Seine Nichte (https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Colorni) hatte übrigens, als kleine „Sozial-Ökonomen“ Anekdote, den indischen Ökonomen Amartya Sen (https://de.wikipedia.org/wiki/Amartya_Sen) geheiratet. Beim Social Science Research Council (USA) wird seit 2007 ein Preis mit Hirschmans Namen verliehen: https://www.ssrc.org/fellowships/view/the-albert-o-hirschman-prize/.
Preisträger: Dani Rodrik, Charles Tilly, Sen, usw…

Wobei Albert Hirschman, in seiner Variante der Polarisationstheorie „seine“ Form des Ungleichgewichts als Teil einer Entwicklungsstrategie für Dritte Welt Staaten durchaus positiv sah, als „ungleichgewichtetes Wachstum“. In seinem Buch aus dem Jahr 1958 „The Strategy of Economic Development“, sieht Albert Hirschman darin eine sinnvolle Strategie für Entwicklungsländer sich zunächst auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer einzelnen im Land gut vernetzten Schlüsselindustrie zu konzentrieren, anstatt insgesamt gleichmäßig wachsen zu wollen. Nach und nach würden so auch die anderen Wirtschaftsbereiche wachsen (https://developingeconomics.org/2019/06/24/hirschmans-linkages-passe-in-the-age-of-global-production-sharing/). Das würde dann auch zu Schumpeters Aussage passen, „wonach jeglicher wirtschaftliche Fortschritt von Ungleichgewichten ausgelöst wird“. Beim Versuch, die Ungleichheiten auszugleichen, würden dann weitere Ungleichgewichte entstehen etc. . (https://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_des_ungleichgewichtigen_Wachstums).
All das setzt aber natürlich einen aktiven Ausgleichswillen voraus.
Und wenn der von privater Seite aus nicht erfolgt, bleibt eben nur die demokratisch legitimierte staatliche Seite, zum aktiven Ausgleich, wirtschaftlicher oder finanzieller Art.

Gunnar Myrdals Kritik am Vertrauen auf die „unsichtbare Hand“ zur Herbeiführung von „sozialverträglichen“ und Stabilitäts- förderlichen ökonomischen Gleichgewichten geht da schon eher unmittelbar in die auch von mir vertretene Richtung. In seinem Buch „Ökonomische Theorie und unterentwickelte Regionen (1957)“, welches ich mir jetzt mal gebraucht bestellt habe, man könnte auch mal drüber nachdenken politisch relevante Bücher spätestens nach 50 Jahren oder so unter „public domain“ zu stellen, für die politische Bildung sind die ja doch wichtig, schrieb er, laut Wikipedia, dass im Laufe der Zeit durch kleinste Standortvorteile oder -nachteile wirtschaftliche Ungleichgewichte entstehen würden, welche immer mehr zunehmen würden, solange das „freie Spiel der Kräfte“, und nicht hinreichende staatliche Regulation, vorherrschen würde. Aus diesem Grund hätte Myrdal „staatliche Investitionen“, auch auf internationaler Ebene, befürwortet um öffentliche Wohlfahrt zu erhalten (https://de.wikipedia.org/wiki/Gunnar_Myrdal).

Das deckt sich ja mit der auch von mir vertretenen Einschätzung, dass sich ja schon aus der Hauptaufgabe des Marktes, durch einen fairen Wettbewerb der
Ideen, die optimale Kombination der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital zu finden, zur
Erfüllung der Kundenwünsche, solch eine Ungleichverteilung ergibt.
Vor allem da die von Natur aus begünstigten Standorte, sei es nun in Bezug auf die
Produktionsbedingungen, eine logistisch vorteilhafte Lage oder einfach die Nähe zu den
bevorzugten oder vorteilhaften Wohnorten der Kunden, doch recht unterschiedlich innerhalb wohl
praktisch aller Märkte verteilt sind, wird auch der Markt, wenn er denn seine Hauptaufgabe erfüllt,
für eine entsprechend ungleiche Verteilung der Produktionsfaktoren, sprich der Wirtschaftskraft,
sorgen.
Also diese Ungleichverteilung ist gerade die Aufgabe des Marktes.

Ich bin also nicht der erste und wohl hoffentlich auch nicht der letzte, der die These vertritt:

„Ein gemeinsamer Markt, national oder transnational, braucht einen Ausgleich, wirtschaftlicher oder finanzieller Art, eine Priorisierung der Wirtschaftstätigkeit hin zur allgemeinen
Grundbedarfssicherung und hinreichende staatliche Regulierung für soziale, ökologische oder
sicherheitsrelevante Zwecke.“

Momentum Kongress 2020

Vom 16.10.2020 bis 17.10.2020 fand von Österreich aus online der Momentum Kongress 2020 (https://www.momentum-kongress.org/) statt.
Wegen Corona diesmal virtuell anstatt wie sonst in Hallstadt (Österreich).

Der Momentum Kongress wurde vor einigen Jahren mit dem Ziel ins Leben gerufen, um
Wissenschaft, Politik und Praxis zu verbinden und hin zu sozialen Fortschritt zu verändern (https://www.momentum-kongress.org/ueber-uns-0).

Das Thema dieses Mal war: Die Republik.

Mit den Tracks:

Track #1: RES PUBLICA: Geschichte – Gegenwart – Zukunft
Track #2: Menschen mobilisieren, Interessen organisieren
Track #3: Digitale Öffentlichkeit: Fragmentierung, Polarisierung, Solidarisierung
Track #4: Demokratie lernen, Republik bilden
Track #5: Wohlfahrtsstaat: Vermögen der Republik
Track #6: Demokratie und Kapitalismus: ökonomische Macht zähmen
Track #7: Grenzen des Wachstums: globale Probleme – lokale Lösungen
Track #8: Öffentliche Güter und Räume jenseits von Staat und Markt
Track #9: Wer ist Teil der Republik: mitreden, mitbestimmen, mitgestalten
Track #10: Republik Europa – Wer ist das Bauvolk?

Bei dem Track #6 war ich als, relativ konservativ sozial liberaler Vertreter, ganz nach Theodore, [nicht Franklin, aber immerhin, nur eben im eventuell klarer sozialem und liberalem Kontext, je nachdem wie man T. R. historisch zu recht oder unrecht bewertet,] Roosevelts Motto „Wise progressivism and wise conservatism go hand in hand“
[Lurie, Jonathan. „William Howard Taft: The Travails of a Progressive Conservative. New York, New York, USA: Cambridge University Press, 2012“: pg 196; laut https://en.wikipedia.org/wiki/Progressive_conservatism] auch dabei.

War auch alles sehr spannend, informativ und weiterführend.

Man war 2 Tage lang ein paar Stunden mit den anderen Track- Teilnehmern zusammen in einem virtuellen Raum, um über zuvor von den Teilnehmern aufgenommene und dann abgespielte Track- Beiträge zu diskutieren. Jeweils 15 Minuten Video und 30 Minuten Diskussion.

Mein Beitrag hatte den Namen „Freihandel vs. Umwelt, Soziales und Sicherheit“ in Anlehnung an diesen Beitrag: https://rkslp.org/2019/11/30/an-die-neue-eu-kommission-freihandel-vs-umwelt-soziales-und-sicherheit/. Und inhaltlich ging es um die hinreichende demokratisch und ethisch legitimierte staatliche Einbettung des Marktes, auch im internationalen Kontext und den Umgang mit Staaten, die ihren sozialen, ökologischen und sicherheitsbezogenen Beitrag nicht leisten.

Mein Beitrags- Video habe ich auch hier hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=ft3QoWgvVDY&t=12s

Das Abstract meines Beitrags kann man hier runterladen: https://konservativsozialliberaleplattform.files.wordpress.com/2020/10/freihandel_vs_umwelt_soziales_sicherheit.pdf

Das Paper hier: https://konservativsozialliberaleplattform.files.wordpress.com/2020/10/aufsatz_freihandel_vs_umwelt_soziales_sicherheit.pdf

Ich kann nur jedem der sich sozial ökonomisch kritisch engagiert einmal eine Teilnahme empfehlen.

Von Keynes vs. Fleming zu Mundell, dem „Vater des Euros“

Irgendwie läuft es seit ich mich mit der Geschichte und Gegenwart der (politischen) Ökonomie beschäftige immer gleich ab.

Ich lese, unter anderem, gerade „The Collected Writings of John Maynard Keynes“ Buch XXVI Activities 1941-1946: Sharping the Post-War World, Bretton Woods and Reparations“.

Im Abschnitt „Commercial Policy“ findet man dort einen Briefwechsel zwischen Keynes und Fleming (https://en.wikipedia.org/wiki/Marcus_Fleming), in welchem Keynes für die politische Handlungsfreiheit („our freedom of action“) zur Mengenbeschränkung bei internationalen Importen wirbt. Unter anderem begründet durch die eventuelle Notwendigkeit beim Import, das zu priorisieren, was man zum Leben aus dem Ausland dringend braucht, damit man sich dies sicher leisten kann: „because there is 20 or 25 which would come in under laissez-faire which one cannot afford“ und in einer früheren Veröffentlichung „keeping out less essential imports so as to make sure of being able to afford the essentials“. Und den Schutz einheimischer Produktion, bis zu einem bestimmten Grade, führte er auch als Begründung an. Und um einen Ausgleich der Handelsbilanz zu erreichen, welcher das eigene Land nicht „unnötig“ schlechter stellt: „a serious and unnecessary reduction in the standard of life“.

Fleming antwortete darauf, indem er sich erst einmal als „perhaps I am just a relic of a gone age“ und später als „defender of the old orthodoxy“ bezeichnet, also als Alt- Liberalen.
Dann schrieb er, dass er sich im Außenhandel, auch in Fragen der Priorisierung der Grundbedarfssicherung, lieber auf den Automatismus von flexiblen Wechselkursen, „the price system“, „exchange depreciation“, vertrauen möchte und so auch dem „common man retain his freedom“, also dem gewöhnlichen Mann seine Entscheidungsfreiheit lassen möchte.

Also Herr Fleming gab sich hier als Anhänger der Alt- Liberalen Position zu erkennen, dass die wirtschaftliche Freiheit des einzelnen wichtiger sei als die demokratisch legitimierte politische Freiheit, welche Herr Keynes ins Feld führte.

Um diese individuelle wirtschaftliche Freiheit auch im kollektiven und nachhaltigem Interesse rechtfertigen zu können, sind diese Alt- oder heute eher unter dem Präfix „Neo-“ bekannten, Liberalen, besser Wirtschafts- Libertären, immer sehr bestrebt aufzuzeigen, dass es einen Automatismus, oder gleich mehrere, gibt der, wie geführt durch eine unsichtbare Hand, alle Probleme der Gemeinschaft, ohne die Notwendigkeit für ein gemeinschaftliches, staatliches, Handeln, lösen kann.

Spätestens seit diese Anhänger der wirtschaftlichen Freiheit, besser der freien Verfügungsgewalt über das eigene private Eigentum, durch den New Deal Roosevelt’s, aufgeschreckt wurden, sind diese, mehr oder weniger im Geiste des Manchester Liberalismus handelten Grüppchen, aktiv. Seit dem kämpfen sie, in immer neuer Zusammensetzung, darum, dass der Besitzende nicht durch den Willen der Mehrheit seinen Besitz wieder verlieren kann. Bis zu einem bestimmten Punkt, z. B. Alles/Alle sehe ich diese „Aneignungsoption“ auch als Gefahr, denn so kann eine Minderheit, ethnisch, politisch oder sonstwie, jederzeit durch eine Handlung der Mehrheit ihren gesamten Besitz verlieren. Diese Option darf es so nicht geben. Aber ebenso wenig ist es tolerabel, wenn der Zugriff auf alles darüber hinausgehende ebenfalls beschränkt werden soll. Hier hat dann die hinreichende Handlungsfähigkeit der Gemeinschaft und die Grundbedarfssicherung und der darüber hinausgehende faire Anteil jedes einzelnen Vorrang.

Aber zurück zu Keynes vs. Fleming. Da gab es dann einen kleineren Briefwechsel mit Rechenbeispielen, wieso der Automatismus zumindest in einigen Fällen praktisch nicht ausreichend sei, und entsprechenden Antworten, dass er es doch sei.
Diese Unterhaltung wurde dann von Herrn Fleming irgendwann eingestellt.

Auch meiner Meinung nach ist eine Priorisierung im Außenhandel, wie auch im Binnenhandel, wichtig, um die Grundbedarfssicherung sicherzustellen. Als einzelner hat man eben, selbst wenn man daran ein Interesse hat, praktisch niemals alle nötigen Informationen, um solch eine Priorisierung in jede einzelne Kaufentscheidung mit einfließen zu lassen. Und hinreichenden Gemeinwohl- dienlichen Zwang auf diejenigen ausüben, die so eine Priorisierung ablehnen kann der einzelne eben, glücklicher Weise, nicht. Dafür braucht man dann eben demokratisch legitimierte und hinreichend ethisch-motiviert, aber auch möglichst wenig, beschränkte Institutionen.
Denn wenn man bis zur Herstellung des „Handelsausgleichs“ mit dem Ausland sich zwar noch einiges an Luxus leisten konnte, aber dafür einiges an Lebensnotwendigen nicht mehr, hat man ein Problem, zumindest als Betroffener und Sozialveranlagter. Und der Rest auch, wenn es anfängt „unruhig auf den Straßen“ zu werden. Der Markt sorgt da nicht von alleine für eine hinreichende Priorisierung, auch nicht der Währungsmarkt. Das gilt auch für eine hinreichende aber nicht übertriebene Ausrichtung hin zum Export, um den Importbedarf – und wunsch zu decken. Da ist die Politik gefragt.
Das diese Einsicht heute in Deutschland leider weit davon entfernt ist Konsens zu sein liegt nicht zu letzt auch daran, dass wir in Deutschland aktuell durch die gängigen Medien und auch im Unterricht eben nicht wirklich ideologiefrei aufwachsen und leben, wie es Frau Magwas von der CDU zuletzt im Bundestag bei der Rede zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit ausgedrückt hatte: (https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7474260#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk/dmlkZW9pZD03NDc0MjYw&mod=mediathek)
Und dass selbst einige Ökonomen der IG Metall mittlerweile meinen an Grenzen zu stoßen, wenn die unternehmerische Freiheit, für die Allgemeingültigkeit von Vereinbarungen aus Flächentarifverträgen, im demokratisch legitimierten Interesse der Mehrheit, eingeschränkt werden müsste, ohne diese Grenzen näher zu benennen, sagt auch schon einiges aus. Zumindest kam das in einem Webinar (https://www.freiburger-diskurse.de/exportismus.html) der Freiburger Diskurse zuletzt so rüber. Und in einem hessischen Schulbuch steht aktuell mehr oder weniger drin, dass der Staat sich von Privateigentum fernhalten solle, da Privateigentum schon länger existiert als demokratisch legitimierte Staaten. Das ist dann noch plumper als das Narrativ zur Jahrtausendwende von Deutschland als dem „kranken Mann“ Europas, um die alt- bzw. neoliberale Reformbereitschaft in Deutschland zu verstärken. Nach der Wiedervereinigung waren wir wohl wirklich nicht „total“ fit, aber das neoliberale Politik, also diejenige die auf die Freiheit des Privateigentums und (daher) rein auf den Automatismus des Marktes, und politisch auf Steuersenkungen und Reduzierung der Staatsausgaben, setzt, immer auf Kosten anderer geht und nur zum (nachhaltigen?, wohl eher nicht) Vorteil weniger ist, hat ja auch Herr Keynes und die Post- Keynesianer schon oft genug dargelegt.

Aber zurück zu Herrn Fleming. Mich hatte dann mal interessiert, was aus dem, als einem Vertreter der Altliberalen, geworden ist. Beim recherchieren ließt man dann schon in seinem Wikipedia- Artikel, siehe oben, dass er u. a. “ deputy director of the research department of the International Monetary Fund for many years“ wurde. Also einer Institution, welche durch die Bretton- Woods Konferenz, in welchem es auch in dem oben genannten Buch, welche die Unterhaltung Keynes- Fleming enthält, geht. Da sieht man mal wieder, welche ökonomischen Fraktionen da, schnell an Einfluss gewonnen hatten und diesen auch (lange) behalten hatten (haben?).

Und beim Recherchieren stößt man schnell auf das Mundell- Fleming Modell (https://de.wikipedia.org/wiki/Mundell-Fleming-Modell), welches das IS-LM-Modell der Neoklassischen Synthese, um die Hinzunahme der internationalen Zahlungsbilanz erweitert, weiter entwickelt hatte.
Die neoklassische Synthese ist übrigens ein schönes Beispiel für die neoklassische, wirtschaftslibertäre, Vereinnahmungen in der Ökonomie seit dem New Deal. Da wird versucht aus mehr oder weniger versucht aus Keynes einen Vertreter der automatischen Gleichgewichtstheorie und Freihandelsanhänger zu machen, (Neo- und New- Keynesianer), zu machen. Diesen Vereinnahmungsdrang sieht man auch schön dadurch, dass die österreichische Schule der Ökonomie, Hayek und Co., als einzige sowohl bei den Heterodoxen Ökonomien (https://de.wikipedia.org/wiki/Heterodoxe_%C3%96konomie) als auch als deren Mitbegründer, Carl Menger (https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Menger), bei der Mainstreamökonomie (https://de.wikipedia.org/wiki/Neoklassische_Theorie) auftauchen.

Und wenn man sich dann diesen Herrn Mundell (https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Mundell), einmal genauer anschaut erfährt man direkt, dass der als Mitbegründer der Angebotspolitik und der Theorie optimaler Währungsräume (https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_optimaler_W%C3%A4hrungsr%C3%A4ume), welche später von Rudiger Dornbusch (https://de.wikipedia.org/wiki/Rudiger_Dornbusch), einem Kritiker der Einführung des Euros, mittels der Kaufkraftparitätentheorie (https://de.wikipedia.org/wiki/Kaufkraftparit%C3%A4t) weiterentwickelt zur monetären Wechselkurstheorie wurde, als „Vater des Euros“ gilt.

Na dann, Prost Mahlzeit! Das erklärt ja einiges …

Bietet „die Welt“ ihre Arbeitskraft, ihre Güter und ihre Dienstleistungen zu billig an?

Ist das weltweite Angebot an Gütern und Dienstleistungen zu günstig?

Werden Externalitätskosten, also Kosten die nicht unmittelbar für ein Produkt anfallen, sondern entweder als Folge der Angebotserstellung, – erbringung oder -nutzung entstehen, wie Umweltschäden, eventuelle Gesundheitsschäden oder durch externe Schocks und anschließende „staatliche Kostenübernahme“, gegen die keine Versicherung einen „privaten“ Schutz anbietet, wie die aktuellen Corona- Pandemie, nicht hinreichend in den Angebotspreis mit einberechnet?

Die Antwort dürfte wohl in allen drei Fällen ja heißen, besonders deutlich wird dies aktuell in der Corona Pandemie- Krise.

Kein Unternehmen, aus welchem Staat auch immer, hat sich finanziell darauf vorbereitet. Und durch den ungebremsten Konkurrenzdruck im zumindest diesbezüglich freien Weltmarkt hätte es wohl auch kaum eines, oder praktisch eher gar keines, gekonnt. Aber auch kein Arbeitnehmer hat sich Reserven hierfür aufgebaut, und es ebenfalls praktisch, durch den Konkurrenzdruck, wohl kaum gekonnt. Auch kein Staat hat sich für den nun eingetretenen und wohl noch etwas länger anhaltenden Einnahmerückgang bei gleichzeitiger Zunahme der Ausgaben zuvor ein Polster aufgebaut und es wohl praktisch, ebenfalls wegen des internationalen Konkurrenzdrucks, auch nicht tun hätte können.

Es bietet, aus guten Gründen, auch kein Versicherungskonzern hierfür eine Absicherung an. Zu unkalkulierbar wären hier wohl die Kosten und wohl auch zu hoch, um den sich diesbezüglich versichern Lassenden, durch die Zusatzkosten, noch eine Chance am Markt zu lassen.

In solchen Fällen wird dann ein Eingreifen der Staaten erwartet, also eine Kostenübernahme der in Staaten organisierten Gemeinschaften.

Es stellt sich also die Frage:
Wer sollte für die aktuelle, durch einen externen Schock verursachte, Krise und wer sollte bei zukünftigen Krisen zahlen?

Die Kunden, und wenn ja, nach Kaufkraft gewichtet progressiv oder jeder gleich?
Die Unternehmen, und wenn ja, durch aufbrauchen von angesammelten oder zukünftigen Gewinnen oder Gewinn unabhängig?
Die Staaten, und wenn ja, jeder getrennt oder gemeinsam?
Die Arbeitnehmer, und wenn ja, nach Einkommen gewichtet progressiv oder jeder gleich?
Die von staatlicher oder privater Umverteilung Abhängigen durch diesbezügliche Einsparungen?
Die nächsten Generationen?

Und wie?

Durch mehr Steuern oder einmalige Vermögensabgaben? Internationale oder Nationale?
Durch Wirtschaftwachstum alleine? Auch Nachhaltig und nicht (nur) auf Kosten anderer?
Durch frisches Geld einer MMT- Maßnahme?
(Zur Einschätzung von Risiken und Nebenwirkungen dabei schweige ich an dieser Stelle).
Durch Preiserhöhungen bedingt durch höhere Abgaben für Unternehmen?
Und wenn ja:
Politisch flankiert durch entsprechende Regulierungen?
Kann man dies national oder in Staatenbündnissen wie der EU alleine durchsetzten?
Oder braucht man da eine international abgestimmte Regulierung?
Und was macht man wenn da nicht alle Staaten und vor allem zu viele nicht mitmachen wollen?
Ist man im freien Weltmarkt dann verloren, muss man die direkten und vor allem die mittelbaren Kostenvorteile der nicht mitmachenden Staaten bzw. Unternehmen dann einfach hinnehmen, da man durch Freimarktverträge dazu verpflichtet ist?
Freimarktverträge dienen eben in der bisherigen Praxis nicht der Kooperation und der gemeinsamen Krisenbewältigung, wie ich in meinen vorhergehenden Blogbeiträgen schon des öfteren begründet habe, sondern vielmehr einfach nur dem Ziel der möglichst freien privaten Verfügungsgewalt über das eigene Eigentum, des Rückganges des staatlichen Anteils am gesamten Eigentum und vor allem zum Begrenzen des demokratisch legitimierten Handlungsspielraums zum Zugriff auf Privateigentum, zum Beispiel dadurch, dass man nur noch zum Marktpreis enteignen können soll, oder zumindest mittelbar, durch erhöhten zwischenstaatlichen Konkurrenzdruck, auch der Erträge daraus.
Und eben nicht wie es z. B. unser Gesundheitsminister Herr Spahn beim „Forum for a New Economy“ (https://newforum.org/) bei der Veranstaltung „New Paradigm Workshop“ (https://newforum.org/new-paradigm/re-live-corona-und-die-lehren-welches-staatsverstaendnis-macht-deutschland-erfolgreich/) zum Ausdruck brachte, als er als Pro- CETA- Ratifizierungs Argument anmerkte, dass wir gemeinsame Handelsbestrebungen und koordinierte Maßnahmen gegen, und im Wettbewerb, mit einem immer stärker werdenden China bräuchten.
Aber genau das bietet CETA, oder andere Freimarktverträge eben überhaupt nicht.
Wenn ein Staat sich einen mittelbaren Kostenvorteil durch eine einseitig stärkere Marktöffnung oder nicht -begrenzung mit China verschafft, wird es für die anderen Staaten durch solche Verträge nur noch schwerer sich gegen diesen, z. B. alleine oder in einer Koalition der Willigen zu schützen. Jetzt muss zusätzlich zu allen EU- Staaten auch noch Kanada zustimmen, wenn man da politisch handeln will. Da muss nur ein Staat ein „gutes“ Angebot von China bekommen und schon ist man als Einzelstaat und gemeinschaftlich Handlungsunfähig.

Und Herr Spahn hatte ja selbst festgestellt, dass am Beginn der Corona- Pandemie Krise bedingt durch zunächst fehlende Solidarität, oder zumindest, wie bei mir auch, eine als fehlend eingeschätzte hinreichende Solidarität, innerhalb der EU und vor allem von Deutschland, die Einschätzung ob man China als „Unterstützer“ betrachtet bei über 50 % und Deutschland als „Gegner“ ebenso bei über 50 % lag.

Wir brauchen dringend internationale Verhandlungen über kooperativen, hinreichend aktiv ausgeglichenen, priorisierten und regulierten Handel, nicht einfach nur noch mehr Freihandel, mit, zugespitzt formuliert, „Placebo- regulativen“ Ausschüssen, die dann wohl, so ist es zumindest mein aktueller Eindruck, auch eher sowieso nur der weiteren Deregulierung und Privatisierung dienen sollen. Und Investitionsschutzverträgen, die für die gemeinsame und/oder einzelstaatliche hinreichende Kontrolle des privaten Eigentums, sagen wir mal „nett“- formuliert, auch nicht gerade dienlich sind.
Und wenn man bedenkt welche Präsens und welchen Einfluss die Mitglieder des „Teams Hayek/Buchanan“ aktuell und in den letzten 30-40 Jahren haben und hatten, muss man bei jedem neuen internationalem Vertrag sowieso immer extrem auf der Hut sein, dass kostet sehr viel Zeit, die man sonst für „lebensdienlichere“ Verträge aufwenden könnte, wenn denn überhaupt noch geprüft und nicht alles einfach nur noch durch gewunken wird. Immer schön „OuiOui (WiWi)“ zu den aktuellen „Mehrheitsmeinungen“ der ökonomischen „Berater“ sagen. Und bei dem Herrn Holger Schmieding (https://de.wikipedia.org/wiki/Holger_Schmieding), welcher auch bei dieser Forums- Veranstaltung war, auch am ersten Tag, an welchem es vor allem um „Interessen“ ging, beim zweiten waren dann löblicher Weise auch mal „Werte“ dran (https://newforum.org/europe/highlights-thomas-piketty-on-the-german-ideology-and-the-renovation-of-europe/), ist man über Herbert Giersch und Karl-Heinz Paqué auch gleich wieder bei zumindest einem ehemaligen unmittelbaren „Research Fellow“ von Herrn Buchanan (https://de.wikipedia.org/wiki/James_M._Buchanan) in Viriginia angelangt, der Heimat u. a. der Byrd Machine (https://en.wikipedia.org/wiki/Byrd_Machine). Diesem „Team“ sein erklärte Auffassung ist ja, dass Verfassungen und Verträge nur Regeln enthalten sollten, denen jeder freiwillig zustimmt, ohne sich gemeinsam über ethische Fragen Gedanken machen zu müssen. Und dieses „Team „Hayek/Buchanan“ ist eben für einen Nachtwächterstaat, also für stark durch die Verfassung und/oder internationale Verträge eingeschränkte demokratisch legitimierte Zugriffsmöglichkeiten auf das Privateigentum. Zur Not auch durch marginale Revolution (https://marginalrevolution.com/), in kleinen Schritten, welche die Gesellschaften nicht aufschrecken, und die man sie „erlernen“ lassen kann.
Jede Krise und sonstige Gelegenheit bietet sich da, für die, natürlich an, um den nächsten Schritt zur Wunsch- Verfassung zu unternehmen.
So wundert es kaum, wenn auch in der aktuellen Krise neben dem obligatorischen „Bloß nicht die Steuern erhöhen.“ auch noch die bereits letztes Jahr von unserem Wirtschaftsminister Herrn Altmeier, eher wenig beachtet, ins Spiel gebrachte Sozialabgabenbremse bei 40 % für die Verfassung, nun nochmal, wohl ausgehend von diesen „Kreisen“ durchzusetzen versucht wird. Jetzt kann man ja wieder ein neues Narrativ dafür finden, um Genügende zu „überreden“. Und die Steuerabgabenbremse wartet auch schon, bzw. war schon im Bundestagswahl-Programm 2017 der FDP. Die Sozialabgabenbremse wird die SPD- und die Grünen- Bundestagsfraktion hoffentlich nicht mehr mit durchwinken. Soweit an der Nase rum führen werden die sich hoffentlich auch nicht lassen. Hoffentlich …

Aber zurück zur Frage wer für die Kosten der aktuellen Pandemie zahlen sollte und wie und mit welchen Sicherheiten und in welcher Zeit.

Vor allem von der FDP wird ja darauf gedrängt dies ohne Steuererhöhungen nur Wachstumsfinanziert tun zu wollen. Wenn man bedenkt, dass einige Menschen wohl in den letzten Monaten weniger konsumiert haben als normal, schlicht weil das gewohnte Angebot nicht mehr zur Verfügung gestellt werden konnte, und andere durch dieses insgesamt „Weniger an Angeboten“ mehr verdienen konnten als vorher, könnte bis dürfte es tatsächlich kurzfristig zu einem allgemeinen Wachstum kommen. Aber ob das alleine reicht um alle Schulden zu begleichen?

Auf keinen Fall sollte man jetzt (wieder) in einen entfesselten Jeder gegen Jeden (Staat) Wettstreit um mehr Wachstum für sich verfallen der auch noch (wieder) auf Sozial- und Lohndumping beruht und/oder dazu führt und bei dem dann wieder keine Zeit für (internationale) kooperative Reformen oder überhaupt nur zur allgemeinen demokratische Meinungsbildung bleibt. Damit für einige wenige, und für deren (vermeintlich hinreichende) Interessen gerade noch genügend viele andere, wieder „goldene Zeiten“ anbrechen können auf Kosten und/oder zumindest unter Ignorieren des Bedarfs der anderen.

Vielmehr sollte man jetzt schauen wie man aus der aktuellen Krise und dann auch weiterhin darüberhinaus kooperativ und mit möglichst wenig gravierenden echten Entbehrungen für alle und möglichst jeden einzelnen hinauskommt.

Die Kosten weltweit wirkender und alle betreffender, externer Schocks, wie der Corona- Pandemie, muss man auch durch gemeinsame Anstrengung lösen, zumal wenn man über einen gemeinsamen Weltmarkt verfügt, wo sich (fast) keiner eine hinreichende finanzielle Prävention, zumindest alleine, leisten kann. Von mir aus kann man erst mal darauf hoffen, dass es nun zu einer hinreichenden Erholung, der zum Angebot passenden, Nachfrage inklusive eines Aufholprozesses der Nachfrage kommt. Darunter darf dann aber das Soziale und die Nachhaltigkeit nicht vermeidbar leiden.
Auf den Wachstum verlassen darf man sich aber nicht. Man muss zumindest darüber hinaus hinreichend Maßnahmen auf den Weg bringen, welche einerseits die Nachfrage nicht zu sehr drücken und damit eine neuerliche Krise heraufbeschwören können, aber dennoch den Staaten sicher genug direkte Steuereinnahmen generiert, sei es durch Vermögensabgabe, progressive Konsumsteuern, international greifende Umsatzsteuer, usw, um die Schulden zu begleichen.
Denn auch eine Versicherung macht ja eigentlich auch nichts anderes als umzuverteilen, Beiträge gegen Auszahlungen, in gewisser Weise, zwischen drin wird das Geld natürlich noch angelegt und dadurch, im Ideal- und wohl auch Normalfall, vermehrt.
Oder Staaten „verschulden“ sich über ihre Zentralbanken, bis zu einem nicht zu sehr Inflation auslösendem Maße, mehr oder weniger durch Drucken frischen Geldes. Das wären dann quasi „kostenlose“ Schulden. Dann müsste man nur aufpassen, dass man dieses notwendige Maß auch wirklich einhalten kann. Und sich schon mal Gedanken darüber machen, wenn einem die Zentralbank mal nicht mehr so Wohl gesonnen ist. Immer hin ist die ja unabhängig. Eventuell ist es mit dem „kostenlos“ dann auch erst mal wieder vorbei.

Wie auch immer. Die Corona- Pandemie zeigt einmal wieder, dass die Unternehmen und Angestellten im gemeinsamen Weltmarkt, durch den Wettbewerbsdruck zu billig ihre Arbeit, Waren und Dienstleistungen anbieten müssen und auch Staaten nicht ausreichend vorsorgen können, höchstens nur zu einem Teil und nur auf Kosten anderer, die sie dann aber auch schon aus reinem Eigeninteresse, wegen der gemeinsamen Wertschöpfungsketten und damit es auf den Straßen ruhig bleibt, doch zumindest zum Teil retten müssen.

In einem gemeinsamen Weltmarkt muss man gemeinsame Krisen aber eben auch gemeinsam lösen. Dafür fehlt es aber noch an den nötigen gemeinsamen, demokratisch legitimierten, handlungsfähigen und -willigen Institutionen. So bleibt nur zu hoffen, dass genügend einzelne Staaten und Staatenbündnisse nun, zumindest in der aktuellen Krise, international genügend Werte- gebunden kooperieren damit man wir, und nach Möglichkeit alle recht gut aus dieser Corona- Pandemie Krise herauskommen.

Und nochmal daran zu erinnern:

„Ein gemeinsamer Markt, national oder transnational, braucht einen Ausgleich, wirtschaftlicher oder finanzieller Art, eine Priorisierung der Wirtschaftstätigkeit hin zur allgemeinen
Grundbedarfssicherung und hinreichende staatliche Regulierung für soziale, ökologische oder
sicherheitsrelevante Zwecke.
Ein Ausgleich ist wichtig, da die wirtschaftliche Konzentrationskraft des Marktes hin zu Standorten
mit optimalen Produktionsbedingungen einfach zu groß ist, um die unkorrigierte
Marktentscheidung einfach komplett akzeptieren oder tolerieren zu können.
Das ergibt sich ja schon aus der Hauptaufgabe des Marktes, durch einen fairen Wettbewerb der
Ideen, die optimale Kombination der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital zu finden. Zur
Erfüllung der Kundenwünsche.“