Unterschiedliche Darstellungen der Gründe für die Eurokrise

Je nachdem in welchen politisch-ökonomischen Kreisen man unterwegs ist, ist die Einschätzung und die Gewichtung der Gründe für die Eurokrise beziehungsweise die Krisen in einzelnen Euro- Staaten ja sehr unterschiedlich.

Das reicht von Aussagen wie „Die hatten privat über ihre Verhältnisse gelebt.“ „Denen ihre Staatshaushaltsführung war zu unsolide.“ auf der einen Seite bis hin zu „Der Finanzmarkt hatte sich verkalkuliert“, „Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte sind wegen der unterschiedlich wirtschaftlichen Standorte zu hoch“ und „Bei den Überschuss-staaten steigen die Löhne nicht mit der Produktivität, die verfolgen nicht das gemeinsame Inflationsziel“ auf der anderen Seite.

Ein schöne Darstellung dieser unterschiedlichen Position findet sich mal wieder bei Wikipedia: Eurokrise

Der Einführung des Euros ging ja ein Appel von nicht wenigen bekannten Ökonomen voraus, Eine Gefahr für Europa, dass eine gemeinsame Währung zu zu großen wirtschaftlichen Ungleichgewichten in der EU führen würde und einige Staaten vor allem im Süden in Bedrängnis bringen würde. Die Wirtschaftlichkeit der Standorte wäre einfach zu unterschiedlich. Dies könnte dann nur durch eine Transferunion ausgeglichen werden. Also einen finanziellen Ausgleich für die wirtschaftliche Ungleichgewichtung. Und das eine politische Union dann folgen müsste, auch aus Sicht des damaligen Bundesverfassungsgerichts. Denn ohne eine politische Union wäre eine Währungsunion nicht möglich.

Der Euro kam dann ja bekannter Maßen trotzdem.

Die Transferunion aber nicht, oder höchstens Marginal im Vergleich zur Gesamtwirtschaftsleistung.

Und die politische Union auch nicht.

Stattdessen kam Austerität.

Und Ausreden.

Es herrscht ja weitgehend Einigkeit über die Einschätzung, dass es nach Einführung des Euros in den südlichen Eurostaaten zu Finanzmarktfehlallokationen mit zu niedrigen Zinsen für den Privatsektor kam, wahrscheinlich im Vertrauen auf das kommen eben jener Transferunion und vor allem einer politischen Union und einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik. Einige Vertrauten wohl auch auf die ideologische Einschätzung, dass ein gemeinsamer Markt immer zum Vorteil aller wäre.

Das Ergebnis war dann z. B. in Spanien die Immobilienmarktkrise, auch bedingt durch die weltweite Finanzkrise 2008. Und auch einer Bankenkrise. Da musste dann die spanische Regierung einspringen und sich stark verschulden.

Auch durch den starken Meinungsumschwung und den Herdentrieb an den Finanzmärkten, bezüglich einer politischen Union in der EU und dem gegenseitigen beistehen der Staaten kam es dann zur Schuldenkrise, mit stark ansteigenden Staatsanleihen- Zinsen.

Diese wurde erst durch die Zusicherung vom damaligen EZB- Präsidenten Draghi, die Staatsanleihen (indirekt) zur Not wieder aufzukaufen wieder entspannt.

In den meisten deutschsprachigen Zeitungen aber auch bei „ökonomischen Beratern“ der deutschen Regierung, wurde das anders dargestellt. Unser Vorteil auf Kosten der anderen EU- Staaten durch den Euro und den gemeinsamen Binnenmarkt wurde klein geredet oder erst gar nicht erwähnt. Dafür unsere Belastung und Unterstützung umso höher dargestellt.

Den Südstaaten wurde „eine Leben über ihren Verhältnissen“ unterstellt und „schlechte Haushaltsführung“.

Es hatte sich die Abkürzung „PIGS“ später „PIIGS“ eingebürgert.

Und selbst der Effekt, dass es in einem gemeinsamen Markt noch dazu bei gemeinsamer Währung zu einer Wanderung des Kapitals und der Arbeit hin zu den wirtschaftlichsten Standorten kommt, wenn nicht gerade der Finanzmarkt zunächst fehlallokiert, weil Standorte eben nicht oder kaum wandern können, wurde und wird nun teilweise von den üblichen Schönrednern zu Gunsten derjenigen die gerade profitieren, das kann auch beides die gleiche Person oder Nation sein, nicht mehr als relevant dargestellt. Dabei hatten genau davor 1992 schon die genannten Ökonomen gewarnt. Und ich habe auch schon mehrfach dargestellt, dass dieser Effekt eben gerade die Hauptaufgabe des Marktes ist.

Nun heißt es aus diesen Kreisen z. B. nur noch, dass die Leistungsbilanzdefizite eine Folge der „Niedrigen Zinsen im Süden“ gewesen wären. Durch die höhere Inflation bei denen, durch diese verursacht, wären „wir“ plötzlich relativ wettbewerbsfähiger geworden. Nicht etwas durch gleichbleibend niedrige Löhne, billige Vorprodukte aus Osteuropa usw.

Thomas Biebricher, „Die politische Theorie des Neoliberalismus“, folgend wurde damit das politische Klima geschaffen bzw. ist entstanden, um neoliberale, neoproprietäre bzw. wirtschaftslibertäre Wunschvorstellungen durchzusetzen. Diese Ambitionen gibt es auch weiterhin, nach meiner Meinung.

Also die anderen wären Schuld gewesen. Wie schon die Franzosen an der Einführung des Euros alleine. Der uns als Preis für die Wiedervereinigung aufgezwungen worden wäre. Wobei daran zumindest ein bisschen was stimmt. Der Euro sollte Deutschlands Wirtschaftsstandorte in den Dienst ganz Europas stellen wie schon die Montanunion die Kohle- und Stahlindustrie Deutschlands und Frankreich.

Aber an den Standorte hängen nun mal die Staatshaushalte und staatlichen Sozialsysteme, ohne Fiskal- und Sozialunion, profitieren da vom gemeinsamen Markt vor allem auch von der dadurch gewonnen Exportstärke nach außen hin weiter nur die Nationalstaaten in welchen dich diese Standort befinden, über welche nun der gemeinsame Export in Drittstaaten und die Binnenproduktion zum größten Teil stattfindet. Da bleibt dann supra- staatlich nur noch die EZB, zum Sichern des fairen Anteils auch gegen den Willen der Profiteure.

Es gilt eben weiter: „Wenn man gemeinsam wirtschaftet muss man auch fair teilen, sonst kann man nicht gemeinsam wirtschaften.“ Und darüber was fair ist sollte man wohl besser nicht im Konsens mit den Profiteuren abstimmen müssen.

Also entweder werden wir, als die EU, jetzt eine Sozial- und Fiskalunion, also eine Ausgleichsunion mit fairen Regeln die jeder gut finden können sollte und hinreichend staatl. Handlungsspielraum mit Mehrheitsentscheid. Oder wir können eigentlich nicht gemeinsam wirtschaften. „Eigentlich“, da einzelne Staaten die aktuell unfair bzw. schlecht wegkommen alleine kaum bestehen können, da sie eben auf Importe angewiesen sind.

Und noch ein Wort zum Argument, dass bei gemeinsamer Währung, ja die Staaten mit den unproduktiveren Standorten mit den Löhnen und lokalen Preisen runter gehen könnten und dadurch einen ähnlichen Effekt erzielen könnten wie bei Abwertung der Währung. Erstens mal geht zweites automatisch und betrifft inländisch alle gleich. Im ersten Fall geht das individuell je nach Marktlage. Wer seinen Job verliert muss vom Gehalt runter. Dann müssten die Mieten folgen. Da ist dann aber erst mal Spielraum in der Wohnqualität. Und zunächst geht dann erstmal die Ferienwohnung am Meer drauf…
Und bei gemeinsamer Währung stimmt die Aussage „Waren kann man nur mit Waren ausgleichen“ von Böhm- Bawerk nicht mehr. Da gibt es dann viel Auswahl wo das Geld ausgegeben werden kann.

Aber auch Abwertung der Währung ist kein Allheilmittel. Das bedeutet immer Kaufkraftverlust im Ausland. Und Staaten mit Importbedarf geraden dann irgendwann in Schwierigkeiten.

Wenn man möchte, dass es weltweit frei von Elend und Kriegen wegen Elend bleibt muss man eben auch die Kaufkraft der einzelnen Nationen zur Not hinreichen ausgleichen.

Damit jeder zumindest seinen Grundbedarf decken kann.

Da der Markt aber nur das liefert was man haben möchte müssen schon hinreichend viele Marktteilnehmer dies wollen und auch entsprechend am Markt durchdacht handeln. Und wenn zwar die Mehrheit der Menschen das möchte, nicht aber eine hinreichende Menge ann Marktteilnehmern, da ist die Macht ja, frei, praktisch immer ungleich verteilt, macht man das am besten über Staaten oder suprastaatliche Institutionen.

Am besten sind natürlich Verfassungs- geschützte Anrechte auf einen fairen hinreichenden Anteil. Dann ist schon der Wille und die Einsicht des zuständigen Verfassungsgerichts ausreichend.

Ansonsten hilft nur noch Intervention mit hoffentlich hinreichend vielen Willigen damit diese Intervention auch (nachhaltig) klappt. Dabei sollte man dann aber die nachhaltige politische Freiheit nicht vergessen.

Von Keynes vs. Fleming zu Mundell, dem „Vater des Euros“

Irgendwie läuft es seit ich mich mit der Geschichte und Gegenwart der (politischen) Ökonomie beschäftige immer gleich ab.

Ich lese, unter anderem, gerade „The Collected Writings of John Maynard Keynes“ Buch XXVI Activities 1941-1946: Sharping the Post-War World, Bretton Woods and Reparations“.

Im Abschnitt „Commercial Policy“ findet man dort einen Briefwechsel zwischen Keynes und Fleming (https://en.wikipedia.org/wiki/Marcus_Fleming), in welchem Keynes für die politische Handlungsfreiheit („our freedom of action“) zur Mengenbeschränkung bei internationalen Importen wirbt. Unter anderem begründet durch die eventuelle Notwendigkeit beim Import, das zu priorisieren, was man zum Leben aus dem Ausland dringend braucht, damit man sich dies sicher leisten kann: „because there is 20 or 25 which would come in under laissez-faire which one cannot afford“ und in einer früheren Veröffentlichung „keeping out less essential imports so as to make sure of being able to afford the essentials“. Und den Schutz einheimischer Produktion, bis zu einem bestimmten Grade, führte er auch als Begründung an. Und um einen Ausgleich der Handelsbilanz zu erreichen, welcher das eigene Land nicht „unnötig“ schlechter stellt: „a serious and unnecessary reduction in the standard of life“.

Fleming antwortete darauf, indem er sich erst einmal als „perhaps I am just a relic of a gone age“ und später als „defender of the old orthodoxy“ bezeichnet, also als Alt- Liberalen.
Dann schrieb er, dass er sich im Außenhandel, auch in Fragen der Priorisierung der Grundbedarfssicherung, lieber auf den Automatismus von flexiblen Wechselkursen, „the price system“, „exchange depreciation“, vertrauen möchte und so auch dem „common man retain his freedom“, also dem gewöhnlichen Mann seine Entscheidungsfreiheit lassen möchte.

Also Herr Fleming gab sich hier als Anhänger der Alt- Liberalen Position zu erkennen, dass die wirtschaftliche Freiheit des einzelnen wichtiger sei als die demokratisch legitimierte politische Freiheit, welche Herr Keynes ins Feld führte.

Um diese individuelle wirtschaftliche Freiheit auch im kollektiven und nachhaltigem Interesse rechtfertigen zu können, sind diese Alt- oder heute eher unter dem Präfix „Neo-“ bekannten, Liberalen, besser Wirtschafts- Libertären, immer sehr bestrebt aufzuzeigen, dass es einen Automatismus, oder gleich mehrere, gibt der, wie geführt durch eine unsichtbare Hand, alle Probleme der Gemeinschaft, ohne die Notwendigkeit für ein gemeinschaftliches, staatliches, Handeln, lösen kann.

Spätestens seit diese Anhänger der wirtschaftlichen Freiheit, besser der freien Verfügungsgewalt über das eigene private Eigentum, durch den New Deal Roosevelt’s, aufgeschreckt wurden, sind diese, mehr oder weniger im Geiste des Manchester Liberalismus handelten Grüppchen, aktiv. Seit dem kämpfen sie, in immer neuer Zusammensetzung, darum, dass der Besitzende nicht durch den Willen der Mehrheit seinen Besitz wieder verlieren kann. Bis zu einem bestimmten Punkt, z. B. Alles/Alle sehe ich diese „Aneignungsoption“ auch als Gefahr, denn so kann eine Minderheit, ethnisch, politisch oder sonstwie, jederzeit durch eine Handlung der Mehrheit ihren gesamten Besitz verlieren. Diese Option darf es so nicht geben. Aber ebenso wenig ist es tolerabel, wenn der Zugriff auf alles darüber hinausgehende ebenfalls beschränkt werden soll. Hier hat dann die hinreichende Handlungsfähigkeit der Gemeinschaft und die Grundbedarfssicherung und der darüber hinausgehende faire Anteil jedes einzelnen Vorrang.

Aber zurück zu Keynes vs. Fleming. Da gab es dann einen kleineren Briefwechsel mit Rechenbeispielen, wieso der Automatismus zumindest in einigen Fällen praktisch nicht ausreichend sei, und entsprechenden Antworten, dass er es doch sei.
Diese Unterhaltung wurde dann von Herrn Fleming irgendwann eingestellt.

Auch meiner Meinung nach ist eine Priorisierung im Außenhandel, wie auch im Binnenhandel, wichtig, um die Grundbedarfssicherung sicherzustellen. Als einzelner hat man eben, selbst wenn man daran ein Interesse hat, praktisch niemals alle nötigen Informationen, um solch eine Priorisierung in jede einzelne Kaufentscheidung mit einfließen zu lassen. Und hinreichenden Gemeinwohl- dienlichen Zwang auf diejenigen ausüben, die so eine Priorisierung ablehnen kann der einzelne eben, glücklicher Weise, nicht. Dafür braucht man dann eben demokratisch legitimierte und hinreichend ethisch-motiviert, aber auch möglichst wenig, beschränkte Institutionen.
Denn wenn man bis zur Herstellung des „Handelsausgleichs“ mit dem Ausland sich zwar noch einiges an Luxus leisten konnte, aber dafür einiges an Lebensnotwendigen nicht mehr, hat man ein Problem, zumindest als Betroffener und Sozialveranlagter. Und der Rest auch, wenn es anfängt „unruhig auf den Straßen“ zu werden. Der Markt sorgt da nicht von alleine für eine hinreichende Priorisierung, auch nicht der Währungsmarkt. Das gilt auch für eine hinreichende aber nicht übertriebene Ausrichtung hin zum Export, um den Importbedarf – und wunsch zu decken. Da ist die Politik gefragt.
Das diese Einsicht heute in Deutschland leider weit davon entfernt ist Konsens zu sein liegt nicht zu letzt auch daran, dass wir in Deutschland aktuell durch die gängigen Medien und auch im Unterricht eben nicht wirklich ideologiefrei aufwachsen und leben, wie es Frau Magwas von der CDU zuletzt im Bundestag bei der Rede zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit ausgedrückt hatte: (https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7474260#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk/dmlkZW9pZD03NDc0MjYw&mod=mediathek)
Und dass selbst einige Ökonomen der IG Metall mittlerweile meinen an Grenzen zu stoßen, wenn die unternehmerische Freiheit, für die Allgemeingültigkeit von Vereinbarungen aus Flächentarifverträgen, im demokratisch legitimierten Interesse der Mehrheit, eingeschränkt werden müsste, ohne diese Grenzen näher zu benennen, sagt auch schon einiges aus. Zumindest kam das in einem Webinar (https://www.freiburger-diskurse.de/exportismus.html) der Freiburger Diskurse zuletzt so rüber. Und in einem hessischen Schulbuch steht aktuell mehr oder weniger drin, dass der Staat sich von Privateigentum fernhalten solle, da Privateigentum schon länger existiert als demokratisch legitimierte Staaten. Das ist dann noch plumper als das Narrativ zur Jahrtausendwende von Deutschland als dem „kranken Mann“ Europas, um die alt- bzw. neoliberale Reformbereitschaft in Deutschland zu verstärken. Nach der Wiedervereinigung waren wir wohl wirklich nicht „total“ fit, aber das neoliberale Politik, also diejenige die auf die Freiheit des Privateigentums und (daher) rein auf den Automatismus des Marktes, und politisch auf Steuersenkungen und Reduzierung der Staatsausgaben, setzt, immer auf Kosten anderer geht und nur zum (nachhaltigen?, wohl eher nicht) Vorteil weniger ist, hat ja auch Herr Keynes und die Post- Keynesianer schon oft genug dargelegt.

Aber zurück zu Herrn Fleming. Mich hatte dann mal interessiert, was aus dem, als einem Vertreter der Altliberalen, geworden ist. Beim recherchieren ließt man dann schon in seinem Wikipedia- Artikel, siehe oben, dass er u. a. “ deputy director of the research department of the International Monetary Fund for many years“ wurde. Also einer Institution, welche durch die Bretton- Woods Konferenz, in welchem es auch in dem oben genannten Buch, welche die Unterhaltung Keynes- Fleming enthält, geht. Da sieht man mal wieder, welche ökonomischen Fraktionen da, schnell an Einfluss gewonnen hatten und diesen auch (lange) behalten hatten (haben?).

Und beim Recherchieren stößt man schnell auf das Mundell- Fleming Modell (https://de.wikipedia.org/wiki/Mundell-Fleming-Modell), welches das IS-LM-Modell der Neoklassischen Synthese, um die Hinzunahme der internationalen Zahlungsbilanz erweitert, weiter entwickelt hatte.
Die neoklassische Synthese ist übrigens ein schönes Beispiel für die neoklassische, wirtschaftslibertäre, Vereinnahmungen in der Ökonomie seit dem New Deal. Da wird versucht aus mehr oder weniger versucht aus Keynes einen Vertreter der automatischen Gleichgewichtstheorie und Freihandelsanhänger zu machen, (Neo- und New- Keynesianer), zu machen. Diesen Vereinnahmungsdrang sieht man auch schön dadurch, dass die österreichische Schule der Ökonomie, Hayek und Co., als einzige sowohl bei den Heterodoxen Ökonomien (https://de.wikipedia.org/wiki/Heterodoxe_%C3%96konomie) als auch als deren Mitbegründer, Carl Menger (https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Menger), bei der Mainstreamökonomie (https://de.wikipedia.org/wiki/Neoklassische_Theorie) auftauchen.

Und wenn man sich dann diesen Herrn Mundell (https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Mundell), einmal genauer anschaut erfährt man direkt, dass der als Mitbegründer der Angebotspolitik und der Theorie optimaler Währungsräume (https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_optimaler_W%C3%A4hrungsr%C3%A4ume), welche später von Rudiger Dornbusch (https://de.wikipedia.org/wiki/Rudiger_Dornbusch), einem Kritiker der Einführung des Euros, mittels der Kaufkraftparitätentheorie (https://de.wikipedia.org/wiki/Kaufkraftparit%C3%A4t) weiterentwickelt zur monetären Wechselkurstheorie wurde, als „Vater des Euros“ gilt.

Na dann, Prost Mahlzeit! Das erklärt ja einiges …

Fallbeispiel zum sozialen und kooperativen Reformbedarf in der EU und vor allem der Eurogruppe

Die EU hat aktuell noch 28 Mitgliedsstaaten. 

Und sie steht international in (u. a. wirtschaftlicher) Konkurrenz. (Kooperation wäre natürlich besser aber das ist ein anderes Thema.)

Und nehmen wir jetzt einfach mal den extremen Fall an, dass die Wirtschaft der EU am leistungsfähigsten wäre, wenn 80% der „Produktion“ in einem einzigen Staat stattfinden würde. 
Und dadurch auch 70 % der EU- Bürger in nur einem Staat leben und arbeiten würden. Und dadurch auch nur dort Steuern zahlen würden, denn das kann man sich ja gegenwärtig nicht aussuchen.
Damit würden auch fast alle Dienstleistungen in diesem einem Staat erbracht.  In den 27 anderen EU Staaten würden diejenigen zurückblieben, die in diesem einem Staat keine Arbeit gefunden hatten oder „zu Hause“ ein Auskommen haben und nicht gehen wollen. 
Diese 27 Staaten wären dann wohl kaum mehr in der Lage ihre öffentlichen Sozialsysteme zu finanzieren oder die übrigen öffentlichen Aufgaben wie innere Sicherheit usw.. 
Nehmen wir weiter an, dass in dem einen Staat, in dem fast die ganze „Produktion“ stattfindet, die Löhne aus Wettbewerbsgründen so niedrig wären, dass dort es sich keiner mehr leisten könnte zusätzlich zu der Finanzierung der öffentlichen Ausgaben in diesem einem Staat, auch noch seinen „Heimatstaat“ oder „- region“ zu unterstützen.  
Einzig umweltschädliche Heimflüge zur Verwandtschaft wären, da sehr preiswert, noch möglich.    
Kulturellen Veranstaltungen in der Heimat, wie Fußballspielen, könnten die aus beruflichen Gründen, zum Wohle der Produktivität, weggezogenen auch nicht mehr beiwohnen. 
Und in dem einem Staat in welchem fast alle arbeiten und leben, wäre der Platz pro Person extrem gering geworden.
So gering wie es die größtmögliche Produktivität noch zulässt. 

Ich nehme jetzt einfach mal an, dass so eine EU niemand, außer ein paar Marktradikalen vielleicht, haben möchte. 

Also stellt sich die Frage: Was kann man dagegen tun? 

Man wird sich wohl noch leicht darauf einigen können (wenn auch nicht im Konsens und nur demokratisch mit gleichem Stimmrecht für alle EU- Bürger), dass zunächst mal sichergestellt sein sollte, dass alle ein lebenswertes Existenzminimum haben und die öffentlichen Basisleistungen wie innere Sicherheit und Gesundheitsvorsorge für jeden verfügbar sind. [Rein National- Gesinnten reicht hier wohl die Bürger des eigenen Staates zu versorgen, dass dürften die Bürger aus anderen EU- Staaten aber wohl kaum lange hinnehmen.] 

Idealerweise wäre die EU, wenn Sie dieses ermöglichen würde, dann immer noch wettbewerbsfähig genug, um dieses Zielszenario zu finanzieren. 

Der nächste vernünftige Wunsch der EU- Bürger wäre dann wohl eine etwas weniger auf einen Staat zentrierte Entwicklung. 
Damit wären wir beim Punkt der Förderung regionaler Entwicklung und Verteilung der Produktion.          

Die Mittel dafür wären dann vor allem eine abgestimmte Wirtschafts- und Lohnpolitik: 
z. B.:

– Waren die in einem Staat produziert werden, müssen auch bis zu einem Gewissen Minimum dort hergestellt worden sein

– Quoten für die Produktionsverteilung

– höhere Löhne in Staaten mit höherer Produktivität

– extra Abgaben für Unternehmen, wenn sie in solch einem Staat produzieren wollen

– getrennte Währungen und dadurch automatische Abwertung

– usw. 

Die Obergrenze für die Erfüllung solcher weiterer Wünsche wäre dann der Punkt, wenn sich die EU dies wettbewerbstechnisch nicht mehr leisten könnte. 
Dann bliebe für eine weitere Verbesserung des menschlichen Daseins nur die internationale Kooperation unter sozialen Gesichtspunkten. 

Kommentar zu dem SZ- Interview mit Frau Merkel

Dieser Kommentar bezieht sich ausschließlich auf die Aussagen von Frau Merkel zum Euro- System.

Beginnen wir mit Frau Merkels Aussage

“ Das haben wir in der Euro-Krise gemerkt: Niemand handelt in der Euro-Zone autark oder isoliert.“

Frau Merkel hat also richtig erkannt, dass in einem gemeinsamen Währungsraum jede einzelstaatliche wirtschaftspolitische Entscheidung Auswirkungen auf alle übrigen Staaten hat.

Wie bereits mehrfach in diesem Block erwähnt, konkurrieren die einzelnen Euro- Staaten weiterhin um die Finanzierung ihrer nationalen Haushalte und Sozialversicherungssysteme.

Wenn nun ein Land mit seinen Sozialstandards, Unternehmenssteuern, Mindeststandards für Drittländer, usw… nach unter geht, müssen dies die anderen auch, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das führt wenn keiner Eingreift zum „Race to the Bottom“- Effekt.

Wenn das Land, dass die beste Ausgangsposition hat maximal runter geht, bis an die Schmerz- und Gefahrgrenze, müssen die anderen unter diese Grenze.

Und dass nicht alle Euro- Staaten, die gleiche Ausgangsposition haben, wurde ja in diesem Blog auch schon öfters dargelegt:
„Einzelne Staaten werden mit Sicherheit wegen ihrer Größe, ihrer geografischen oder klimatischen Lage, ihrer Bevölkerungsgröße, ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu Beginn der gemeinsamen Union, der Größe ihres Sprachraumes, also bezüglich des Nutzens des Erlernen der Sprache, usw. einfach einen natürlichen Vorteil gegenüber anderen haben.“

Frau Merkel schiebt die gesamte Verantwortung für finanzielle Schwierigkeiten nun einfach auf die jeweiligen betroffenen Euro- Staaten ab, ohne auf die oben genannten Gründe überhaupt auch nur einmal einzugehen.

„Die Schuldenkrise im Euro-Raum hat uns gezeigt, dass in einigen Ländern wirtschaftliche Fehlentwicklungen korrigiert werden mussten und müssen.“

„Was zählt, ist, dass die Währungsunion und der Euro erhalten geblieben sind. Die Reformen in Irland, Spanien, Portugal und Griechenland haben sich als richtig erwiesen, auch wenn ich nicht bestreite, dass die Last für die Bevölkerung erheblich war.“

Bei Reformen muss eben zwischen denjenigen unterscheiden werden, welche die Wettbewerbsfähigkeit eines Staates durch z. B. innere Sicherheit, Rechtssicherheit, gute Bedingungen für Arbeitnehmer zur Leistungserbringung, ein gutes Bildungssystem und auch gute Bedingungen für Unternehmer verbessern und denen die einfach nur mittels niedrigen Lohnkosten, niedrigen Unternehmenssteuern, niedrigen sozialen Mindeststandards usw. die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen wollen.
Letztgenannte führen dann zu dem bereits erwähnten „Race to the Bottom“- Effekt.

Vor allem in Griechenland waren für einen ausgeglichenen Staatshaushalt harte soziale Einschnitte nötig.

Noch eine Aussage von Frau Merkel:

“ Ja, es ist richtig, dass wir eine Konvergenz, also eine wirtschaftliche Angleichung der Mitgliedsstaaten brauchen, bei der wir uns aber am weltweiten Wettbewerb mit China, den USA und Südkorea orientieren müssen. Wäre es einfach nur eine Angleichung in Richtung des europäischen Durchschnitts, so könnten uns kommende Krisen wieder hart treffen. „

Es ist ja richtig, dass wir, also die EU, auf unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit achten müssen. Wie weit wir bei den sozialen Einschnitten für uns und andere dafür gehen wollen, sollte aber demokratisch zwischen den EU- Mitgliedsstaaten ausgehandelt werden. Wir sollten uns nicht durch ein „Race To the Bottom“- System sozial immer weiter nach unten drücken. Das würde nebenbei erwähnt auch irgendwann wohl auf Deutschland zurückschlagen.

Und vor allem kommt es im Euroraum- Binnenmarkt zu wirtschaftlichen Ungleichgewichten, da durch die gemeinsame Währung keine Wechselkurs- bedingte Anpassung der Außenhandelsbilanzen mehr stattfindet.

Das sich die Wirtschaftskraft gerne, wegen der Synergieeffekte an wenigen Orten zentriert ist ja bekannt.

Ein gemeinsamer Binnenmarkt und eine gemeinsame Währung sind also für eine angemessene internationale Wettbewerbsfähigkeit der EU sehr von Vorteil, da dann die Produktionsfaktoren, Arbeit, Kapital, Produktionsmittel dort eingesetzt werden können, wo sie am meisten nutzen. Das führt aber wohl nur in den seltensten Fällen zu einer Gleichverteilung der Wirtschaftskraft. Somit kommen fast zwangsläufig einige EU- Staaten in finanzielle Schwierigkeiten.
Diese lassen sich nur durch ein gemeinsames System zur Existenzabsicherung und durch ein faires Ausgleichssystem zwischen den Staatshaushalten umgehen.
Und gemeinsame soziale Mindeststandards im gemeinsamen Binnenmarkt sind natürlich auch wichtig.

Dies alles scheint Frau Merkel aber lieber einfach zu ignorieren.

Die einzigen großen Parteien die für die nächste Europawahl diese Punkte im Programm haben sind leider nur die SPD, die Grünen und die Linke.
Und bei der SPD und den Grünen hält die KSLP es für wahrscheinlicher, dass man hier ein tragfähiges und nachhaltiges System auf die Beine gestellt bekommt, ohne sich zu übernehmen.

Braucht die Eurogruppe und/ oder die EU ein finanzielles Ausgleichssystem oder etwas ähnliches? Teil 4

Hier ein Auszug aus einer Email vom 02.02.19:
“ Ich sehe zum Beispiel einen größeren Weiterentwicklungsbedarf in der EU.Durch den gemeinsamen Binnenmarkt mit komplett freiem Kapitalverkehr und vor allem durch die Eurogruppe ist für mich ein Zwischenschritt unternommen worden, der den Prozess hin zu einer politischen und sozialen Union beschleunigen und auch aufdrängen sollte, was ich durchaus begrüßenswert finde.Dadurch, dass sich die Wirtschaftskraft aber meist an wenigen Orten konzentriert, ist dieser Zwischenschritt aber definitiv kein Zustand den man einfach aufrecht halten könnte.Die Gefahr war hier von Anfang an, dass die Staaten, in welchen sich die Wirtschaftskraft zentriert, versuchen würden diesen Zustand einfach mit allen möglichen Begründungen und Maßnahmen möglichst lange aufrecht zu halten. Meiner Meinung nach wird viel zu wenig geprüft, ob ein finanzielles Ausgleichssystem zwischen den EU- Staaten nötig ist. Man sollte stärker betonen, dass man auch ernsthaft prüfen muss, ob an der Kritik an dem gegenwärtigen Zustand der EU etwas dran ist, und bei Bedarf auch entsprechend handeln muss. „

Braucht die Eurogruppe und/ oder die EU ein finanzielles Ausgleichssystem oder etwas ähnliches? Teil 3

Hier ein Foren- Beitrag vom letzten Wochenende, da ging es zwar eigentlich um den Brexit, aber er beinhaltet auch einen Kommentar zu einem Ausgleichssystem:

„Vielleicht wäre es am besten, wenn die Britische Regierung nochmals ihr Volk über die verschiedenen Optionen, nun werden die meisten Wähler wohl auch besser über die einzelnen Auswirkungen Bescheid wissen, abstimmen lassen würden.
Immerhin hat ein Grundsatz- Wahlentscheid des Volkes den ganzen Brexit- Prozess ausgelöst, da wäre es vielleicht auch angebracht, wenn das Volk nun die finale Entscheidung über den Ausgang des Prozesses treffen würde.

Wobei man den Briten, dann aber fairer Weise raten sollte sich diesmal genau zu überlegen auf was sie sich da einlassen.

Der EU- Binnenmarkt und später der Euro wurden ja unter Einfluss der zusammengebrochenen Diktatur des Kommunismus im Osten Europas umgesetzt.

Damals wurde meiner Meinung nach aus dem Sieg der politischen Freiheit in den Staaten des Warschauer Pakts über die Tyrannei der Kommunistischen Diktatur, etwas überspitzt formuliert, der Sieg der Ideologie der marktradikalen Hyperglobalsierung über jegliches Streben nach einem sozialen Ausgleich über die Landesgrenzen hinweg und auch nur sehr bedingt im Landesinneren, maximal zur Existenzsicherung.

Vor 1989 galt in den freiheitlichen Demokratien die Reihenfolge:

  • politische Freiheit
  • militärische Stärke zur Sicherung der politischen Freiheit
  • wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unter anderem zur
  • Sicherung der sozialen Grundbedürfnisse und der fairen Verteilung des gemeinsamen Ertrags (zumindest in West-Europa)

Seitdem hatte sich weltweit die Ideologie durchgesetzt, dass die 4 wirtschaftlichen Bewegungsfreiheiten für Menschen, Kapital, Waren und Dienstleistungen an erster Stelle stehen müssten.

Mittlerweile finden dies nur noch Regierungen und der Ilsebill- Anteil (frei nach den Gebrüdern Grimm) der jeweiligen Bevölkerung gut, die aktuell zumindest kurzfristig davon profitieren, also z. B. Deutschland und China gut.
Vor allem die aktuellen Regierungen der USA und GB, welche uns diese Ideologie mehr oder weniger erst eingebrockt hatten, haben sich davon nun wieder distanziert.

Diese 4 Freiheiten sind zwar wirtschaftlich Vorteilhaft innerhalb einer politschen Einheit mit gemeinsamem Staatshaushalt und gemeinsamem Sozialversicherungen.
Aber ohne diese politische Einheit begünstigen Sie diejenigen Staaten, mit z. B. den besten Produktionsbedingungen oder den meisten Rohstoffen, also diejenigen die einen natürlichen Vorteil gegenüber anderen Staaten haben.
Besonders bei einem System gemeinsamer Währung. Und Sie führen zu einem „Race To The Bottom“ ohne Ausgleichssystem.

Deshalb wäre es so wichtig, dass wir uns in Deutschland mit einer ausgeglischenen Leistungsbilanz innerhalb der Europgruppe und des EU- Binnenmarktes zufrieden geben würden, anstatt in bester Ilsebill Manier am Überschuss festzuhalten.
Wo das hinführt kann man ja bei den Brüdern Grimm nachlesen.

Also um wieder zu den Briten zurückzukommen sollten diese sich Fragen, ob sie die Austrittsdrohung und im Notfall auch -Durchführung nicht mit Reformforderungen an die EU, zu unser aller Vorteil, auch dem der Deutschen (man denke nur an Endbehausung von Frau Ilsebill), verknüpfen wollen.

Dann hätten sie sich selbst und der Welt, wohl wahr, einen Gefallen getan.

Na ja, man wird wohl noch träumen dürfen … “

Braucht die Eurogruppe und/ oder die EU ein finanzielles Ausgleichssystem oder etwas ähnliches? Teil 2

Hier ein mehrfach verwendeter und nochmals leicht überarbeiteter Kommentar von Anfang Februar:

„Es wird wohl kaum jemand ernsthaft bestreiten wollen, dass wir in der EU weiterhin einen Wettbewerb zur Finanzierung der nationalen Sozialsysteme und Haushalte haben.

Dennoch muss jemand, der von einem Land in ein anderes zieht, da es dort Arbeit gibt, dann auch in die dortigen Sozialsysteme und öffentlichen Haushalte einzahlen.

Seine Kranken, Alten und weniger gefragten Arbeitnehmer in seiner Heimat kann er dann nicht mehr oder nur durch weitere persönliche Einschnitte mit unterstützen, da diese dann keine Möglichkeit haben auch in diese anderen sozialen und öffentlichen Systeme mit zu wechseln.

Die Kaufkraft dieser Personen fehlt dann in ihrer Heimat.

Und zusätzlich müssen die zwangsweise zurückgelassenen dann auch noch, im Falle einer negativen Leistungsbilanz mit dem andern Land, die Erzeugnisse ihres Ex- Mitlastenträgers wegen des gemeinsamen Binnenmarktes von der Substanz mitfinanzieren.

Und wenn wir keinen natürlichen Vorteil in Deutschland haben, wird sich die Wirtschaftskraft auch mal wieder in einem andern Land konzentrieren, dann hätten wir die Probleme und wohl noch weitere, da wir dann auch noch die Renten derjenigen Zahlen müssten, welche nur solange hier eingezahlten haben, solange Sie es wirtschaftlich mussten.

Und falls wir einen natürlichen Vorteil haben, wieso sollten die andern Länder dann in einer gemeinsamen Union mit uns bleiben?

Außerdem bezahlen schon aktuell nicht wenige in Deutschland dafür, dass sich die Wirtschaftsleistung bei uns konzentriert auch einen nicht unerheblich Preis:

steigende Mieten, lange Fahrtzeiten zur Arbeit, usw. Und die Tatsache, dass wir zunehmend unbesetzte Arbeitsstellen haben, wird wohl, durch die Konzentration der Wirtschaftskraft hier, zumindest noch mit verstärkt.

Wir brauchen entweder ein Ausgleichssystem, gemeinsame Versicherungen und Haushalte oder eine Wahlfreiheit, welchen Staatshaushalt und welche Sozialsysteme man mitfinanzieren möchte, unabhängig davon in welchem Mitgliedsland man gerade lebt und arbeitet. Bei dem dritten Punkt gebe es aber natürlich noch Erklärungsbedarf.“

Braucht die Eurogruppe und/ oder die EU ein finanzielles Ausgleichssystem oder etwas ähnliches? Teil 1

Wie im letzten Beitrag angekündigt, kommen hier nun ein paar Einschätzungen von Mitglieder(n) der KSL- Plattform, welche diese zuletzt in Foren oder per Email an politische oder gesellschaftliche Akteure geschrieben hatten, zu dieser Frage:

Auszug aus einer Email vom 17.02.19:

“ Der große Nutzen des gemeinsamen Wirtschafts- und teilweise Währungsraums in der EU ist eben, dass sich so die gemeinsame Wirtschaftskraft voll entfalten kann, da Arbeit und Kapital dadurch dort produktiv werden können, wo diese den meisten Nutzen erzielt.

Dafür haben alle Mitgliedsstaaten ihre Zölle und Handelsbeschränkungen aufgehoben, um die Transaktionskosten für den Waren- und Dienstleistungsverkehr so gering wie möglich zu halten. Alles mit dem Ziel den gemeinsamen Ertrag, sowohl zum gemeinsamen Verbrauch innerhalb der EU als auch als gefragte Exportgüter für Drittstaaten als Gegenleistung für unseren Importbedarf zu maximieren. Aber hieraus ergibt sich doch nun wirklich zwangsläufig die Notwendigkeit, wenn man diesen gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraums erhalten will, die Frage nach der gerechten und fairen Verteilung der Erträge dieses gemeinsamen Erfolgs, zu stellen. Da die Mitgliedsstaaten ihre nationalen Haushalte und Sozialversicherungssysteme weiterhin selbstständig und getrennt voneinander finanzieren müssen, ist die Frage nach der tatsächlichen Verteilung der Wirtschaftskraft nun wirklich von existentieller Bedeutung. Der wichtigste Punkt der hier geklärt werden muss, ist dann offensichtlich:

Haben alle Mitgliedstaaten die gleichen Chancen, dass sich die Wirtschaftskraft bei Ihnen zumindest in einem proportional angemessenen Verhältnis wiederfinden wird?
 Oder haben einzelne Staaten hier wegen ihrer Größe, ihrer geografischen oder klimatischen Lage, ihrer Bevölkerungsgröße, ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu Beginn der gemeinsamen Union, der Größe ihres Sprachraumes, also bezüglich des Nutzens des Erlernen der Sprache, usw. einfach einen natürlichen Vorteil gegenüber anderen.
Schon wenn man sich dieser Frage nur mit den Mitteln der Wahrscheinlichkeitsrechnung annähern würde, würde die Antwort wohl schon ja lauten müssen. Brauchen wir dann nicht ein faires Verteilungssystem für den gemeinsamen Ertrag? Würden sich sonst nicht diejenigen Staaten, welche hier einen natürlichen Nachteil haben, nicht nach neuen Partnern oder Verbünden umsehen, welche ihnen bessere oder fairere Bedingungen bieten?

Und selbst wenn die Chancen für alle Nationalstaaten gleich wären, ist es für den Wunsch als EU gemeinsam zu handeln, wirklich vorteilhaft, wenn wir auf nationalstaatlicher Ebene weiterhin existenziell mit einander konkurrieren.

Sollte man sich hier nicht besser an den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft orientieren und stattdessen auf Ebene des individuellen EU- Bürgers, zur Erreichung des größtmöglichen gemeinsamen Ertrags, miteinander konkurrieren, sich aber gegenseitig, falls möglich, zu mindestens ein lebenswertes Existenzminimum garantieren?“