Verein für Socialpolitik: 1972: Tagung 100 Jahre nach dem Eisener Gründungskongress: „Macht und ökonomisches Gesetz“ und die „Freiheit auf Mehr“

Letzte Woche hatte ich mal die 1400 Seiten Mitschrift zur „Jubiläumstagung aus Anlass des Eisenscher Kongresses von 1872“ von 1972 des Vereins für Socialpolitik (VfS) zu Ende gelesen.

Die Mitschrift wurde von Hans Karl Schneider, dem damaligen Vorsitzenden des VfS und Vorsitzendem der Wirtschaftsweisen von 1985-1992, und Christian Watrin, Nachfolger von Alfred Müller-Armacks auf dessen Kölner Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Mont Pelerin Society Präsident 2000-2002 und Präsident der Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft verfasst.

Also mit Herrn Watrin, war das „Freiheit auf Mehr“- Lager schon ganz gut vertreten im Umfeld der Tagung und ihrer nachträglichen Aufarbeitung.

1972 war Helmut Schmidt gerade als Nachfolger von Karl Schiller, Wirtschaftsminister unter Kanzler Willy Brandt geworden. In dieser Funktion hielt er auch die erste Gast-Ansprache auf der Tagung. Dabei hat er, Kenneth E. Boulding zitierend die Volkswirtschaftslehre als der Moral verpflichtet dargestellt. Und davor gewarnt das Pareto-Optimal als ökonomisches Gesetz aufzufassen. Also dass eine soziale Umverteilung immer keinen schlechter stellen dürfe. Ebenso betonte er, dass ein internationales Gleichgewicht in einem gemeinsamen Währungssystem aktiv herbeizuführen sei. Marx schnitt jetzt, eher seicht begründet, nicht ganz so gut bei ihm ab und die Freiheit wurde auch sehr allgemein als zentral dargestellt.

In der eigentlichen Eröffnungsrede vom Vorsitzenden Schneider viel auf, dass dieser die Schutzzollpolitik von Bismarck als schlecht darstellte. Das macht deutlich, dass 1972 beim VfS schon die Kräfte dominant waren, denen wirtschaftlicher Freiheit wichtiger war als durchdachte aufholende Standortpolitik in einem unausgeglichenen internationalen Freimarktsystem. Von da ab ist es eben nicht mehr weit bis zum Glorifizieren des „Pareto-Optimums“.

Nach Minister Schmidt war dann Fritz Machlup, als Präsident der Internationalen Economics Association, dran. Dieser stellte nochmals die Böhm-BawerkStolzmann Kontroverse bezüglich Macht und ökonomisches Gesetz da. Böhm-Bawerks Aufsatz „Macht oder ökonomisches Gesetz“ stellte ja die Intention für den Titel der Tagung da. Stolzmann vertrat in dieser Kontroverse, genauso wie ich, die Ansicht, dass hinreichend institutionelle Macht die Markt- Verteilung sehr wohl dauerhaft beeinflussen kann. Herr Machlup machte am Ende mit einem Joan Robinson Zitat in dem diese Lohnzurückhaltung zum Wohle von Investition in die Zukunft in sozialistischen Ländern lobt etwas deutlich welche Position er bezüglich sozialer Umverteilung wohl vertrat.

Dann kam der Haupteröffnungsvortrag von Herrn Fritz Neumark, laut Wikipedia einem dem Väter von Schiller’s „Globalsteuerung“. Darin geht dieser auf das Verhältnis und die Einflussnahmemöglichkeiten von politisch ökonomischer Wissenschaft auf Politik an Hand der historischen Entwicklung und Beispielen aus der Vergangenheit ein.

Nach der Eröffnung folgenden dann 5 zentrale Vorträge unter dem Thema „Ökonomische Beziehungen und soziale Kategorie“.

Alec Nove beklagte zunächst die fehlende Vollständigkeit bis Praxisuntauglichkeit der ökonomischen Theorien des Westens und Ostens.

Wilhelm Krelle ging dann nochmal detaillierter auf die Böhm-Bawerk – Stoltzmann Kontroverse zur „Macht zur sozialen Umverteilung“ ein. Allerdings übergeht er wie, soweit ich mich erinnere auch schon Böhm-Bawerk, die Macht von Institutionen und von zusammengefasster Kundenmacht. Und kommt somit wie Herr Böhm-Bawerk eher zu einem geringen Umverteilungspotential durch Macht, wegen des Wirkens der ökonomischen Gesetze.

Als drittes war dann Hans Albert dran. Dieser verteidigte dann grob gesagt die begrenzte Praxistauglichkeit vor allem der Neoklassik mit dem Verweis auf ihren nomologischen Charakter. Darunter versteht er Theorien, die nur unter bestimmten Vorbedingungen und eventuell unrealistischen Bedingungen funktionieren aber dennoch einige Gesetzmäßigkeiten auch allgemeineren Charakters aufzeigen könnten.

Louis J. Zimmerman geht auf die Macht in Tauschverhältnissen ein.

Zum Schluss warb dann noch Ernst-Joachim Mestmäcker für eine Wirtschaftsverfassung, durch welche er sich eine Kontrolle von Politik und Wirtschaftsmacht durch die Herrschaft des Rechts erhoffte. Durchaus positiv ist hier zu betonen, dass ihm eine Schiller’sche Globalsteuerung auf EWG Ebene vorschwebte. Aber eben eine durch Gesetzte beschränkte Steuerung. Da stellt sich dann eben die Frage wie weit beschränkt und wie solche Gesetzte zu Stande kommen sollen. Konsens begeistert wirkte sein Vortrag ebenfalls erfreulicher Weise zumindest nicht. Auf die Gefahren einer Wirtschaftsverfassung, vor allem für die EWG, einem Zwang zur wirtschaftlichen Freiheit ohne gleichzeitig einen hinreichenden supranational institutionellen Handlungsrahmen zur Globalsteuerung bereit zu stellt und hinreichende soziale Rechte per Verfassung zu garantieren, zu erschaffen ist eher aber nicht eingegangen.

Dann folgten Diskussionen zu diesen 5 Vorträgen. Bereits gleichzeitig in eigenen Gruppen und Räumen.

Die eigentliche Tagung fand dann in 5 bis 6 Arbeitsgruppen geteilt im Anschluss am 3. und 4. Tag statt. Darauf gehe ich inhaltlich aber ein anderes mal ein.

Zu Ende ging die Tagung dann mit Vorträgen von Herrn Heinz-Dietrich Ortlieb und Erich Streissler zum Thema „Wirtschaftssystem und Gesellschaftsordnung“ und der Abschluss- Adresse vom Vorsitzenden Hans K. Schneider.

Herr Ortlieb forderte hier die SPD auf, mal eine praxistaugliche Theorie für einen „freiheitlichen Sozialismus“ zu liefern.

Und Herr Streissler, als „Paläoliberaler“ betonte die Wichtigkeit von Freiheit als Basis und die Sorge vor der Staatsmacht. Er plädierte für eine Wirtschaftsverfassung die Automatismen schafft anstatt einen starken Staat. Und er verteidigte sogar den Manchesterliberalismus als gar nicht so laissez faire.
Sein Vortrag passte also ins „Freiheit für Mehr“- Schema.

Die beiden Vorträge wurden dann auch noch in „Großer Runde“ diskutiert.

Herr Schneider ging dann am Ende nochmal darauf ein, dass man ökonomische Theorien bräuchte welche die Realität hinreichend beschreiben und in der Praxis politisch verwertbar sind.

Zusammenfassend lässt sich jetzt, auch ohne schon auf die Arbeitsgruppen eingegangen zu sein, sagen, dass auf dieser Tagung zwar mit Neumark, Ortlieb und eventuell auch Mestmäcker noch „Globalsteuerer“ an zentraler Stelle zu Wort kamen, die Schönredner von Eigennutzstreben „getarnt“ als Freiheit und Rationalität aber bereits an Gewicht innerhalb des VfS zunahmen.

Auch die Ausweitung des Eigennutzprinzips unter den Namen „Ökonomische Theorie der Verfassung“ und „Ökonomische Theorie der Politik“ wurde bereits angesprochen.

Die Vorteile im Standortwettbewerb für Deutschland im gemeinsamen EU und Welt-Markt, zusammen mit der alten Sorge einiger Wohlhabender und Besserverdiener Vermögen und Einkünfte durch staatliche Umverteilung zu verlieren sorgte dann für den Rest.

Verteilungstheorien von (neo-)klassisch, marxistisch bis keynesianisch

Ich lese ja gerade die Mitschriften der Vorlesungen der Jubiläumstagung des Vereins für Socialpolitik von 1972.

In einem davon wird der Vortrag eines gewissen Wilhelm Krelle über „Macht und ökonomisches Gesetz in der Verteilung“ wiedergegeben.

Darin wird am Beispiel unterschiedlicher Verteilungstheorien, wenn auch stark Böhm-Bawerk lastig, auf den Einfluss von Macht auf die Verteilung durch den Markt eingegangen.

Wie Böhm-Bawerk schreibt auch Krelle, dass Macht nur innerhalb der „ökonomischen Gesetze“ wirken könne. Grob gesagt meint er damit, dass zwar der Anteil zwischen Arbeit, Boden und Kapital durch Macht variieren kann nicht aber der Ertrag der gemeinsamen Anstrengung.

Monetär ausgedrückt der Preis den jemand anders bereit bzw. im Stande ist ist für das Werk zu zahlen.

Aus mikroökonomischer Sicht mag das auch richtig sein. Makroökonomisch geht es aber eben um den Gesamtertrag, da kann man dann natürlich theoretisch jede beliebige anteilige Verteilung vornehmen. Wobei solch eine angepasste Verteilung dann aber natürlich auch Auswirkungen auf den Arbeit-, Boden- und Kapitaleinsatz für den nächsten Produktionszyklus hat. Also basierend darauf, ob den (fairen) Interessen und Werten noch genügend Rechnung getragen wurde. Das heißt aber nicht automatisch, dass eine Verteilung mit dem Ziel zu mehr Gleichheit gleichbedeutend mit einem abnehmenden Produktionsergebnisses ist. Das kann auch die Motivation erhöhen und den Stress und die destruktiven Einflüsse der Konkurrenz mindern und somit den Output erhöhen.

Krelle unterscheidet unter anderem:

1. Macht durch Beeinflussung der Präferenzen unter anderem durch Informationsmedien.

2. Macht durch Beeinflussung der institutionellen Gliederung der Gesellschaft, also Anzahl und Art von Unternehmen, Haushalte oder staatliche und private Institutionen.

3. Macht durch Beeinflussung der Verteilung der Verfügungsmacht der Entscheidungsträger über vorhandene materiellen Mittel. Damit meint er die Faktorausstattung der Haushalte und Firmen.

4. Macht durch Beeinflussung des technischen und organisatorischen Wissens, also kurz gesagt der Bildung.

Was bei dieser Liste direkt auffällt ist, dass die Macht zur Verteilung der Kaufkraft als eigener Punkt fehlt. Eventuell ist die für ihn ein Faktor im Haushalt und der Firmen. Immerhin ist die Macht über die Produktionsmittel genannt. Wenn auch nur im privaten Rahmen.

So kommt man natürlich mehr oder weniger wenn ich da Herrn Krells Intention in seinem Vortrag richtig verstanden habe zum Ergebnis, dass zum Beispiel das Einkommen der Angestellten nur in dem Rahmen steigen kann, den die Steigerung der Produktivität zulässt. Obwohl das nur für die Löhne gilt. Und auch die könnten auch steigen bei vertragliche Reduktion der Anteile am Ertrag einer der anderen Produktionsfaktoren. Über den Staat oder durch freiwillige Umverteilung kann man aber wie gesagt theoretisch jede beliebe Verteilung erreichen. Praktisch dürfte aber auch die tatsächliche Durchführung der Umverteilung ab einem bestimmten Punkt zu „schwierig“ werden.

Dann zeigt er noch, dass man dies auch alles in den üblichen neoklassischen Gleichgewichtsmodellen einer fiktiven Welt in der man zu jedem Zeitpunkt das nötige Wissen hat und sich auch noch auf solch ein Preisgleichgewicht einigt, darstellen kann. Allerdings eben für die Zeitpunkte n, n+1, n+2, … . Denn die Präferenzen bleiben alleine schon durch „marktgerechte“ Verschiebungen der Kaufkraft nicht gleich. So entsteht auch in dieser fiktiven Welt ein Flussdiagram. Und wie beim Kreislaufmodell mehr oder weniger auch durch den Kreislauf von Produktion und Verteilung. Wobei die erwartete Nachfrage wohl meist die Produktion bestimmt.

Gegen Schluss geht er auch noch auf verschiedene Verteilungstheorien genauer ein.

Er unterscheidet hier vor allem solche der Grenzwertschule und der Kreislaufökonomen und die Monopoltheorie voneinander.

In dem gerade verlinkten Wikipedia-Artikel wird vor allem zwischen der (neo-)klassischen, der marxistischen und keynesianischen Verteilung unterschieden. Auf die erste und zweite geht Krelle in seinem Vortrag ein. Marx beschrieb ja im Kapital vor allem auf die Marktverteilung ohne demokratisch staatliche Interventionen. Seine Lösung bestand soweit ich weiß einfach im kompletten verstaatlichen. Er hatte sich einfach noch nicht viele Gedanken über die Zeit „nach der Revolution“ gemacht.

Zum Abschluss hier noch jeweils ein Link auf die Verteilungstheorien von Schumpeter und Tugan-Baranowsky auf beide ging Herr Krelle in seinem Vortrag auch ein.

Diesmal hatte ich mal in mehr Zeit weniger geschrieben, da ich den Wahlkampfauftakt in NRW verarbeiten musste. Wenn man die „pluralistische Szene“ kennt ist man aus NRW, also vor allem Siegen, ja einiges mehr oder weniger in Richtung „gold-gelb versifft“ gewohnt. Aber wenn „sogar“ die SPD da einfach plump „die Zukunft gewinnen wollen“ für NRW (die ganze nur für NRW?) als Slogan wählt, wird die (Wüst-)CDU plötzlich wieder zum Hoffnungsträger, dass zumindest die strategische Solidarität nicht vergessen wird.

Spieltheorie, Macht, Recht und Ökonomie

Ich habe gerade in meiner Ausgabe des Berichts der „Macht und Ökonomisches Gesetz“-Tagung von 1972 des Vereins für Socialpolitik, nach der es ja erstmals zu einer Ausgründung „pluralistischer“ Ökonomen kam, den Vortrag „Spieltheorie als allgemeine Theorie des Machtkonfliktes“ von Herrn Oskar Morgenstern gelesen. Der stellte dort mehr oder weniger die Spieltheorie als „Weiterentwicklung“ der Neo-Klassik bei nicht vollständiger Information da.

Dass die Spieltheorie auch von Spielern ausgeht, die das Maximum für sich selbst aus dem Spiel ziehen wollen war mir vorher schon bewusst.

Und seit ich über die streng individuell legitimierten Verfassungsregel- Ethik in der Tradition von James M. Buchanan gelesen habe, gehe ich sowieso bei allen Theorien die individuelle Nutzenmaximierung als das menschliche Standardverhalten propagieren erstmal davon aus, dass es sich hier um das Werk von „Beratern“ proprietärer Wohlhabender und anderer „unverträglicher“ Profiteure des aktuellen „Marktergebnisses“ handelt. Also klassisches Schönreden intellektuell verpackt. Anstatt sich auf „Gottes Wille“ oder „Gottes Ordnung“ zur Legitimation der Bessergestelltheit zu berufen, wird die Profitgier einfach als neue Norm, das neue Normal definiert.

Zu dieser Annahme im Vortrag passend war dann auch zum einen die Bezeichnung „sozial“ als generelle Bezeichnung von Interaktionen von Personen bei „Spielen“. Also einfach um das Zusammenwirken von Personen zu beschreiben ohne normative Wertung. „Sozial“ als Bezeichnung nicht speziell für das solidarische Miteinander sondern einfach nur für das Miteinander überhaupt. Damit wird dann aus einem reinen Profitstreben von allen Spielern plötzlich ein „soziales“ Spiel. Das passt zu Herrn Hayeks Antrittsrede beim Walter Eucken Institut in Freiburg ebenfalls in den 1970ern, in der er das Wort „sozial“ zum Buzz-Wort erklärte, das alles und nichts heißen könnte. Welche Bezeichnung man stattdessen für Menschen und Handlungen verwenden sollte, die eben das Streben nach dem Fairen oder dem Kleineren des Fairen und des nachhaltig Genügenden spätestens beim Hinzunehmen der metaphysischen Ebene als das eigentlich rationale, anzustrebende Verhalten ansehen verwenden sollte darüber haben sich die Hayeks und Co. aber schon seit Jahr und Tag ausgeschwiegen. Ihre Theorien stellen eben tatsächlich den Eigennutz-orientierten in den Mittelpunkt des (ihres) Interesses. Eben wie Kasinobetreiber den Gewinnorientierten. Nur dass bei Ihnen weniger der Zufall regiert. Sie sind ja „Berater“ und keine Kasino- Unternehmer.

Auch weiter zu Anfang des Vortrags von Herrn Morgenstern passen die Formulierungen sehr schön zu dieser Motivationsdeutung. Er schreibt zum Beispiel, dass Spieler die miteinander kooperiert haben, auch das sei eine Weiterentwicklung der Spieltheorie im Vergleich zur Neoklassik, hinterher ihren „gerechten“ Anteil haben wollten. Der könnte aber auch einfach dem Anteil entsprechen damit die Verteilung zumindest „stabil“ ist. Also das es nicht „unruhig“ wird. Auch hier scheint wieder Hayek durch. Und dies greift faszinierenderweise schon die Legitimation und Gleichsetzung von „gerecht“ mit der einfachen freiwilligen weiteren Zustimmung aller kooperierenden Spieler voraus. Immerhin kommt hier mal der nachhaltige Blickwinkel ins „Spiel“. Also nicht nur der kurzfristige Nutzen sondern der langfristige der die strategische Solidarität mitberücksichtigt. Können die begeisterten Export- und Überschussweltmeister in Deutschland und seinen sparsamen Freunden auch so nachhaltig denken? Auch Sicherheit in der Nato braucht zumindest hinreichend fair und solidarische Verteilung des erwirtschafteten, oder etwa nicht liebe Union aus CDU und CSU? Überwindet mal wieder eure Verteilungsphobie. Das gilt aber natürlich etwas weniger „direkt“ auch für SPD und die „Nur Umwelt“- Grünen. Und die „Spielfreudigen“ bei der FDP (grenzt das (immer noch) an 100%?) sollte nicht zu „optimistisch“ beim Kalkulieren des nachhaltigen Nutzens für Sie und/durch ihr(es) Klientels bei der Sache sein.

Herr Morgenstern schrieb ja sogar für den Vortrag noch „Man kann was stabil ist vielleicht als gerecht bezeichnen.“

Auch die Gleichsetzung von Verhaltensökonomie mit dem Verhalten, dass zur Optimierung des „Nutzens“ im Spiel nötig ist passt zu dieser Deutung.

Am Ende seines Vortrags erwähnt Herr Morgenstern dann noch „Power-Games“. Das wären sich wiederholende Spiele zwischen Mächten, häufig ungleichen. In solchen Spielen würden die Ressourcen der Macht mit jedem „Einzelspiel“ neu verteilt. Speziell erwähnt er hier das Spiel zwischen Arm und Reich. Und er spricht von Spielen die gerade stattfinden würde. Das erinnert an Warren Buffets Aussage, dass zurzeit ein Wettstreit zwischen Arm und Reich stattfinden würde. Und Reich am gewinnen wäre, was so nicht sein sollte.

In der Mitte seines Vortrags kommt auch noch das Aushandeln des Spiels, schon als eigenständiges Spiel, zum Ausdruck. Das erinnert dann stark an die Verfassungsökonomie, die auch in der 70er entstanden ist. Quasi als das große „Spiel“ zwischen Arm, Reich und Mitte schlechthin. Das Herr Morgenstern das nur kurz andeutete passt natürlich auch in die „Grundweisheiten“ des Spiels sich möglichst nicht in die Karten schauen zu lassen.

Nun habe ich zwischendrin gelesen, dass Herr Morgenstern nun nicht irgendein „Spieltheorie“- Begeisterter war, sondern zusammen mit Herrn von Neumann deren Begründer.

Und auch nicht irgendwo, sondern bei der RAND Corporation, welche zur „Beratung“ der US- Streitkräfte nach dem 2.Weltkrieg gegründet wurde. Ob man sich als Verteidigungsministerium und Armee nun unbedingt von einen Think- Tank beraten lassen muss der heißt wie Ayn Rand, die „Heilige“ aller Proprietären, ist natürlich eine andere Frage.

Und eventuell auch noch basierend auf einer Theorie von Herren die „Morgenstern“ und „Neumann“ hießen. Und aus-„Trier“-a „waren“.

Da bräuchten die dann aber wenigstens noch einen hinreichend mindestens ebenbürtigen weiteren Think Tank der prüft ob sie jetzt von den „Old-Whig“-Reichen oder dem (sozialistisch) totalitären Außen unterlaufen werden im „Power-Game“, oder vielleicht doch nicht.

Dann würde man auch besser verstehen wer gerade welchen Zug aus welchen Grund macht und wer nun wirklich mit wem kooperiert. Oder ob einfach nur Inkonsequenz und falsche Priorisierung im Moment auf (globaler Bühne) den Ton angeben…

Macht und Freiheit: Ökonomische vs. Politische?

Beim Verhältnis von Macht und Ökonomischer Theorie ist es wohl so wie bei der Henne und dem Ei. Was ging aus wem hervor?

Ökonomische Theorien fallen ja nicht vom Himmel. Sie müssen zeitintensiv erst erdacht, niedergeschrieben und dann auch noch verbreitet werden. Auch Beobachtungen und Überprüfungen spielen mal eine größere mal eine kleinere Rolle. Das alles kostet Geld. Also ist wohl kaum zu bestreiten, dass die jeweiligen ökonomischen Entscheidungsmachtverhältnisse auch eine zumindest nicht geringe Rolle bei der „Theoriefindung“ spielen. Und ökonomische Theorien haben über wissenschaftliche Beratung dann auch wieder Einfluss, und zwar ebenfalls in nicht geringem Maße, auf die politischen Entscheidungen und damit Rahmenbedingungen für die Entstehung und Entwicklung von Macht. Und auch solche Beratung kostet Geld. Also beeinflusst die aktuelle wirtschaftliche Macht die politisch ökonomische Beratung, auch wiederum in nicht geringem Ausmaß. Und damit auch die politischen Rahmenbedingungen in welchem sie sich selbst befindet. Also wirtschaftliche Macht kann die faire Chancengleichheit auf politische Mehrheitsfähigkeit ethischer, gesellschaftlicher oder ökonomischer Überzeugungen aushebeln. Deshalb plädiere ich für hinreichende Steuern auf finanzielle Unterstützung politischer Agitation, Parteiarbeit, Forschung oder Bewegungen, um mit diesen Einnahmen jedem Bürger die Freiheit zu geben eine politische Bewegung, Partei, wissenschaftliche Forschung, zum Beispiel zur ökonomischen Theoriebildung, finanziell zu unterstützen damit er oder sie damit die politische Bewegung unterstützen kann, die er oder sie unterstützen möchte. Das würde auch einer Vermachtung der Politik durch eine vorherige Vermachtung der (Finanz-) Wirtschaft vorbeugen. Einen ähnlichen Vorschlag hatte zuletzt auch Thomas Piketty in seinem Buch „Kapital und Ideologie“ gemacht.
Solch eine Wahl einer anteiligen Finanzierung sollte es auch für Medien geben. Denn diese haben ja einen gehörigen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Und wenn wirtschaftliche Vermachtung erstmal zu politischer Vermachtung geworden ist, stehen meist auch die öffentlichen Medien bald unter diesem Einfluss, denn da entscheidet ja auch die aktuelle politische, zusammen mit der gesellschaftlichen, Mehrheit durch Repräsentanten über das gesamte Programm. Wirtschaftliche Vermachtung, kann also über politische Vermachtung einen hegemonischen Einfluss auch auf die gesellschaftlichen Ansichten und Einsichten und erlangen.

Dem lässt sich durch feste Anteile, per Verfassung garantiert, an Sendekapazitäten am besten entgegenwirken.

Konzentration von Macht wirkt man eben am besten durch feste faire Werte- gebundene Anteilsquoten an allem entgegen. So würde eine einseitige nicht (normativ-) ethisch begründete Vermachtung vermieden, oder zumindest erschwert werden.

Schon Eugen von Böhm-Bawerk, als Vertreter der österreichischen Grenzwertschule, hatte schon der Frage „Macht oder ökonomisches Gesetz?“ einen eigenen knapp 50- seitigen Aufsatz, 1914, gewidmet. Der Grenzwertschule wurde nämlich wie schon der klassischen und später auch der neoklassischen Theorie im Gesamten vorgeworfen die Frage der Vermachtung, aus welcher Intention auch immer, nicht hinreichend bis gar nicht zu berücksichtigen. Man könnte sagen, dass es sich Herr Böhm- Bawerk etwas einfach gemacht hat und zum Vergleich mit Herrn Stolzmann einen Konterpart gewählt hatte, der das genaue Gegenextrem vertrat, zumindest laut Herrn Böhm- Bawerk, dass nämlich ökonomische Gesetze gar keine Rolle spielen würden sondern alles nur eine Machtfrage sei. Dem konnte Herr Böhm-Bawerk recht einfach entgegnen, dass die ökonomischen Gesetze den Rahmen vorgeben in welchem der Faktor Macht eine Rolle spielen kann vor. Das Macht nicht gegen diese Gesetze wirken kann, sondern nur innerhalb ihrer Grenzen. Das also Macht und die ökonomischen Gesetzte eine Rolle spielen. Und die ökonomischen Gesetze den Rahmen definieren. So allgemein formuliert klingt das erstmal harmlos.

Allerdings lässt sich diese Aussage eben auch leicht so deuten, dass Vermachtung durch den Markt automatisch hinreichend durch die Marktgesetze begrenzt sei und nur staatliche Eingriffe, bzw. ein Aufheben des Marktes hier zu „Problemen“ führen könnten. Diese Interpretation gefällt dann natürlich den Anhängerschaften der wirtschaftlichen Freiheit, also „Wer hat der soll auch voll profitieren dürfen“. Somit kann sich diese Interpretation dieser Freimarkt Rechtfertigung, schon mal ordentlicher finanzieller Unterstützung sicher sein. Wer sich als „Ökonom“ darauf spezialisiert, dürfte ordentlich verdienen. Zumindest wenn er nicht zu viel Konkurrenz bekommt. 🙂

Der Ordoliberalismus hatte dann zumindest schon mal erkannt, dass Vermachtung auch schon rein durch Marktkräfte zu einem Problem werden kann. Allerdings blieb er bei Lösungsvorschlägen, wie auch in sozialen Fragen, rein auf die nationale Sphäre begrenzt, zumindest nach meinem aktuellen Kenntnisstand. Dadurch passt er gut in Hayeks Idealvorstellung einer wirtschaftlichen Föderation, in der es keine supranational staatliche handlungsfähige Ebene gibt und die Nationalstaaten dem Markt bzw. der Wirtschaftsmacht nichts mehr entgegensetzen können, sondern sich fügen müssen. Die politische „WirHier“- Gewinnler Ideologie die aktuell unter den politischen Parteien in Deutschland sehr verbreitet zu sein scheint, passt auch schön in Hayeks Model.

Marktgerechtigkeit nach der Logik der Klassik/Neoklassik oder den neoliberalen Theorien, setzt eben auf Modelle absoluter Konkurrenz, wo der Wettbewerbsdruck das Markteinkommen jedes Teilnehmers auf seinen tatsächlichen Anteil am Gesamtoutput begrenzt und ihm die Möglichkeit geben soll dies zu erreichen.

Solch eine Konkurrenz liegt aber von Natur aus nirgendwo vor. Sie müsste durch einen Bund hinreichend starker Staaten erst international erschaffen und dann aufrecht erhalten werden.

Und auch dann hat man noch das „kleine Problem“ dass die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital nun mal nicht unbegrenzt verfügbar sind. Daran kann auch ein gewillter Staatenbund nichts ändern. Absolute Konkurrenz kann es zumindest aktuell, also solange nicht alles unbegrenzt vorliegt, schon rein logisch nicht geben. Zumindest einige Ressourcen werden noch lange Zeit knapp bleiben, ebenso „gute“ Produktionsstandorte. Außerdem wird es wohl immer Qualitätsunterschiede geben. Also „das beste“ wird immer knapp bleiben. Und der Faktor Arbeit spaltet sich in die mit Übernachfrage und die im Überangebot. Man kann zwar „schulen“ und „umschulen“ aber das dauert und nicht jeder kann alles gleich gut. Und wenn die ersten umgeschult sind, besteht für andere schon wieder ein neuer Bedarf zum Umschulen. Also es wird immer diese beiden Gruppen, die mit Übernachfrage und die im Überangebot, wenn auch mit wechselnder Besetzung, geben. Durch den Markt alleine kann es da zu einem sehr großen Unterschied in der Vergütung kommen, der dann nicht mehr durch das individuelle Einbringen der eigenen Leistung in das wirtschaftliche Gesamtergebnis gerechtfertigt werden kann. Zumindest nach meiner Meinung.

Aber das kann man natürlich bestreiten. Deshalb ist der Neoliberalismus so beliebt bei jenen, denen es einfach nur darum geht ihren relativen Überschuss moralisch zu rechtfertigen. Egal ob jetzt als Einzelperson, Familie oder als Staatsbürgerschaft mit gefragten Standorten. Da Marktergebnis kann man sich immer schön reden bzw. schön reden lassen und als alternativlos darstellen. Dann sollte man aber genau schauen, ob man da noch lange zu den Überschusslern zählt oder nur temporär nutzt.

Man kann denn Markt also, wohl nie, einfach staatlich eine Wettbewerbsordnung geben, dass alleine durch die Marktkräfte und Marktkonformes Verhalten, schon allen Gerechtigkeit alleine durch den Markt widerfährt. Von sozialen, ökologischen, Sicherheits- und zukunftsorientierten Zielen ganz zu schweigen.

Der Markt kann die Produktionsfaktoren, Arbeit, Boden und Kapital, nach meiner Meinung, durchaus für konkrete Verbraucherwünsche optimal kombinieren, aber er braucht hierbei hinreichende Regulation für die gerade genannten Ziele. Er braucht einen hinreichenden Ausgleich, wirtschaftlicher und finanzieller Art um die Konzentrationskraft des Marktes normativ auszugleichen und er braucht eine normative Priorisierung der Wirtschaftstätigkeiten. Zum Beispiel zur gemeinsamen Grundbedarfssicherung. Um das in einer globalen gemeinsamen Wirtschaft hinreichend umsetzen zu können braucht es eine Koalition williger und hinreichend handlungsfähiger Staaten. Sonst kann man nicht gemeinsam wirtschaften.

Aber der Handlungsspielraum wird durch die Ideologen auf Basis James M. Buchanans „streng individueller Verfassungsethik“gerade national und international versucht einzuschränken. Zugunsten des Zwangs zur wirtschaftlichen Freiheit. Dabei ist seit Gustav von Schmoller, Ökonom der historischen Schule, schon seit über 100 Jahren bekannt: „Nur der inkonsequente und derjenige der seinem eigenen Land schaden will kann für reinen Freimarkt sein“.

Gustav von Schmoller war übrigens einer der Gründer des Vereins für Socialpolitik. Die hielten 1972 zum Hundertjährigen bestehen des Vereins eine Tagung unter dem Motto „Macht und ökonomisches Gesetz“ ab.

In Anspielung an Herrn Böhm- Bawerks eingangs erwähnten Aufsatz.

Bezeichnend für die damals schon im Gange gewesenen Entwicklung in der (internationalen) Ökonomie kann man wohl bezeichnen, dass in der Eröffnungsrede, nachzulesen in einem Doppelband zur Tagung, zu der 100 Jahres Feier, die Historische Schule als Haupt- Begründer des Vereins gar nicht mehr genannt wurde. Während der Veranstaltung kamen zwar auch viele Freimarkt- kritische Stimmen zu Wort. Aber die Mehrheitsverhältnisse in dem Verein waren da schon zugunsten der Freimarkt/Neoklassiker/Neoliberalen-Ordoliberalen gekippt. Deshalb kam es noch im selben Jahr zur ersten Abspaltung „AKPolOek“. Die Neoliberale Progressive Revolution war also 1972 in der „Ökonomischen Zunft“ schon voll in Gange. Und schwappte dann von da aus Ende der 1970er auf die Politik über.

Ganz nach dem eingangs erwähnten Prinzip, dass aus Vermachtung der ökonomischen Lehre auch eine Vermachtung der politisch ökonomischen Beratung entstehen kann usw. Für „glaubwürdige“ Alternativlosigkeit darf es eben auch nicht zu viele geben, die an welchen „bezahlt“ arbeitet.

Also Zeit für eine nachhaltige hinreichend handlungsfähige Ausgleichsunion williger Staaten anstatt noch mehr Zwang zur wirtschaftlichen Freiheit.