Sehr knappes Kommentar zu Armin Laschets, designierter neuer CDU- Vorsitzender, „Vertrauen und Gewinnen“ Rede.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/cdu-parteitag-laschet-rede-100.html

Beim Thema Vertrauen und CDU muss ich zunächst mal an Helmut Kohls versprechen denken: „Die deutsche Einheit und die europäische Einigung sind zwei Seiten ein und derselben Medaille“ (https://www.helmut-kohl-kas.de/index.php?menu_sel=17&menu_sel2=&menu_sel3=&menu_sel4=&msg=1389)
Diese Absichtserklärung dürfte Frankreichs damaligen Präsidenten Mitterrand zumindest mit zur Zustimmung zur Deutschen Einheit bewogen haben. Zu einer Zeit zu der Englands Regierungschefin Thatcher noch vor einer wirtschaftlichen Vormachtstellung eines vereinten Deutschlands in einem wirtschaftlich und Währungspolitisch vereinigten Europa gewarnt hatte.

Zum Vertrauen gehört aber auch, dass man hinreichend prüft, ob man sich so verhält, dass solch ein Vertrauen auch gerechtfertigt ist. Und bei Herrn Laschet`s Darstellung der wirtschaftlichen Erfolge Deutschlands in den letzten beiden Jahrzehnten fehlt völlig ein Nachdenken darüber ob diese Erfolge nicht vielleicht (unfair und unnötig) auf Kosten unserer Nachbarn gingen. Stichworte: „Außenbeitrag“ und „Leistungsbilanzüberschuss“. Stattdessen spricht er nur davon dass Deutschland auch zukünftig „gewinnen“ müsste.

Die EU hat sich nun mal zu einer Union entwickelt, in der es einen Zwang zur Gewährung wirtschaftlicher und individueller Freiheiten gibt, aber keine in der EU- Verfassung garantierten sozialen oder machbar hinreichend ausgleichenden Rechte. Ein Hayek- System eben. Oder ein Buchanan- System. Und in solchen Systemen kann ein „Gewinnen“ auf Kosten eines anderen gleich existenziell gefährlich für diesen werden. Dann müsste er auf die jeweilige freiwillige Zustimmung aller anderen Staaten, dank Konsenspflicht vertrauen. Anstatt dass er auf die Sicherheit zumindest einer Grundsicherung gestützt auf eine entsprechende Verfassungsregel bauen könnte. So wie es im vereinigten Deutschland zumindest (noch?) der Fall ist. Also nichts mit „Zwei Seiten der selben Medaille“. Nur der Wunsch zu „gewinnen“, nicht mal mit der Einschränkung im Rahmen einer Win-Win Situation und dem obligatorischen Verweis auf den gemeinsamen Markt der kein „Nullsummenspiel“ sei.

Wer existenziell gefährdet ist, und keine zumutbare Unterstützung bekommt hält sich aber meist auch nicht mehr an die bisherigen Regeln. Dann wird es meist unruhig. Zumal wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Und das Deutschland in einem gemeinsamen freien Binnenmarkt einen Vorteil gegenüber nicht wenigen anderen Staaten hat, z. B. wegen seiner Lage wird man kaum nach bestem Wissen und Gewissen abstreiten können.

Stellt sich also die Frage, ob sich Deutschland für eine EU einsetzen sollte deren Regeln jeder freiwillig zustimmen „kann“, also im ethisch- moralischen und vernünftigen Sinne. Oder eine deren Regeln jeder einfach zustimmt bzw. zugestimmt hat. Aus welchen Gründen und in welchem Glauben auch immer. Und ohne moralische Ansprüche.

Beim Zweit- genannten muss ich direkt an die strikt individualistisch legitimierte Verfassungsethik eines James M. Buchanans oder Karl Homanns denken.

Und bei Karl Homann spielt der Verweis auf Vertrauen auch eine zentrale Rolle.

Deshalb musste ich bei der Rede von Armin Laschet direkt an die strikt individualistisch legitimierte Verfassungsethik denken und an den Wunsch international einfach nur „gewinnen“ zu wollen. Sei es beim Ausgestalten von gemeinsamen Verfassungen oder beim gemeinsamen Handeln. Und in Europa einfach nur die Chance sehen, mehr für „uns“ zu gewinnen, eventuell sogar noch ohne das Wohl der anderen auch nur zu bedenken, sollten wir nun wirklich nicht. Wenn der Rest Europas einfach nur darauf vertrauen soll, dass wir einfach nur gewinnen wollen, ohne tatsächlich zu schauen auf welche ethisch vertretbare Weise, stehen wir in Europa und der Welt wohl bald alleine da. Und als kleineres Import- abhängiges Land sind das keine guten Aussichten. Nur in „Win- Win“ Situationen kann man nachhaltig gewinnen. Aber vielleicht entwickelt sich ja Armin Laschet noch zu einem CDU- Vorsitzendem dem universell ethisches Verhalten und entsprechende Regeln wichtig sind und stellt sich diesbezüglich dann auch einer nachprüfenden Diskussion. Mit seiner aktuellen Rede hat er auf mich aber nicht diesen Eindruck gemacht, zumindest und vor allem nicht was das hinreichende nachprüfen angeht.