Walter Eucken, Alfred Müller-Armack und Lüder Gerken: Entgegnung zu einem Freitag- Community- Kommentar

Aus: https://www.freitag.de/autoren/kslp/gustav-schmoller-verein-fuer-socialpolitik

Ich hatte jetzt auch noch mal etwas Zeit gehabt nochmal genauer nachzulesen, wie sich die beiden Autoren Walter Eucken, in seinem Buch „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“ und Alfred Müller-Armack in seinem Buch „Wirtschaftlenkung und Marktwirtschaft“ im Detail zum Außenhandel geäußert haben.

Unterstützend hatte ich mir auch diese Woche noch das Buch „Von Freiheit und Freihandel“ von Lüder Gerken gekauft und nach Feierabend schon mal angelesen.

Herr Gerken schrieb 1999, dass der Ordoliberalismus sowohl in der „Original“ Version von Herrn Eucken und Co. als auch in der „weiterentwickelten“ Version von Herrn Hayek, [die „reicher Mann meets armer Mann“ (James M. Buchanan „The Limits of Liberty“ Abschnitt „Beyond Pragmatism“ S.225) Version des Ordoliberalismus

von den Herren Buchanan/Vanberg kam ja erst später], eher eine national- ökonomische Theorie gewesen sei und das Thema Außenhandel eher nur kurz behandelt wurde („Von Freiheit und Freihandel“ Einleitung – Seite 2).

Außerdem schreibt Herr Gerken in diesem Buch, dass die neoklassische Außenhandelstheorie von der in der Realität zumindest selten anzutreffenden Modellannahme ausginge, dass Zitat (Seite 15) „auf sämtlichen Gütermärkten … [und] auf sämtlichen Faktormärkten in sämtlichen Ländern … vollkommene Konkurrenz [herrsche]. Dies [impliziere], dass alle Faktoren stets vollbeschäftigt [seien]“. Unter diesen Bedingungen gebe es dann ein „weltweites“ Wohlfahrtsopimum bei optimaler Ausnutzung des komparativen Vorteils. Protektionistische Maßnahmen würden daher immer zu einem Wohlfahrtsverlust auch der ausführenden Nation führen. Auf Seite 29 schreibt Herr Gerken dann aber selbst, dass diese Bedingungen „… in der Realität regelmäßig nicht gegeben sind.“.

Herr Walter Eucken schrieb in seinem erwähnten Buch tatsächlich nicht sonderlich viel zum Thema Außenhandel. Aber das wenige ist recht deutlich, „III. Das Problem der internationalen Ordnung“ Seite 167ff, hier schreibt Herr Eucken, dass sich ein Gleichgewicht im Außenhandel automatisch einstellen würde, wenn man die Lenkung dem Preismechanismus überlässt. Also so falsch war meine für den obigen Beitrag auf die schnelle angezapfte Erinnerung an die Darstellung im Buch dann doch nicht. Herr Eucken wollte im Außenhandel also schon auf einen Automatismus vertrauen. In diesem Falle auf die automatischen Wechselkursanpassungen, bei auf dem Goldstandard basierenden getrennten Währungen.

Freilich schriebt er nicht, ob solch ein Gleichgewicht, wenn es denn auftreten würde, ein für alle akzeptables oder gar nur tolerierbares Ergebnis schaffen würde. Und ob nicht einige Staaten dann z. B. ihren Grundimportbedarf nicht mehr decken könnten oder nach Einführung des „Freihandels“ schlechter dastehen würden als vorher.

Herr Müller-Armack schreibt wiederum in seinem erwähnten Buch, z. B. auf der Seite 142 im Abschnitt „12. Außenhandelspolitik“, „Die Argumente vom komparativen Kostenvorteil, mit dem die klassische Freihandelstheorie solche Befürchtungen widerlegte, erwiesen sich hier als überlegen“. Dies war aber nur auf die befürchtete komplette Chancenlosigkeit von Staaten mit einem wirtschaftstechnischen „Aufholbedürfnis“ im Außenhandel mit in diesem Punkt weiterentwickelten Nationen gedacht und nicht komplett allgemein formuliert wie ich es auf die schnelle aus meiner Erinnerung heraus wiedergegeben hatte.

Im weiteren schreibt der, wohl nicht unbedingt als direkt ordoliberal zu bezeichnende, Herr Müller- Armack dann in diesem Abschitt auch, dass die Schutzzollpolitik Bismarcks, Ende des 19. Jahrhunderts und die „Erziehungszoll“ Vorschläge von Friedrich List zumindest dem Weltmarkt keinen Schaden zugefügt hätten. Er grenzt also einzelne protektionistische Maßnahmen von Protektionismus ab. Ebenso schreibt er, dass eine sich der Richtung des Markts nicht komplett entgegenstemmende sondern abfedernd wirkende aktive Wirtschaftspolitik durchaus angebracht sein könnte. „Feste Wechselkurse“, wie bei Bretton Woods lehnt er aber ab.

Und er geht von getrennten nationalen Währungen aus. Am Ende seines Buches schreibt Herr Müller- Armack, dass er eine „gesteuerten Marktwirtschaft“, ohne auf Details einzugehen, als sein Idealkonstrukt ansehen würde.