Die proprietären Antriebe zur Neoklassik
Hallo Sebastian Thieme,
ich habe mal gerade https://www.momentum-kongress.org/system/files/congress_files/2020/6_p_thieme.pdf von dir gelesen.
Damit konnte ich ein paar Wissenslücken schließen, wie sich die Hochschulen proprietär 🙂 bis 2017 entwickelt haben.
Aber zum Thema Neoklassik wollte ich dir noch was schreiben. Eventuell hat dir das aber in der Zwischenzeit schon jemand anders mitgeteilt (aber wohl er nicht. Seufz. 🙂 ).
Die "Neuerung" von Klassik zur Neoklassik einzig in dem Modell des Homo Economics und der Einfachheit der Modell zu sehen, war in der Tat schon ein "Fehler" der von Kritikern dieser Richtung 1972 auf der VfS Tagung "Macht und (oder? grad vergessen) ökonomisches Gesetz" teilweise gemacht wurde. [Die Mitschrift hatte ich 2021 nebenbei gelesen] Das war tatsächlich ein gefundenes Fressen für Morgenstern (Spieltheorie) damals.
Diese "Neos" wählten das schon in den 18ern nur als nomologische (Hans Albert) Ausrede um einen Spezialfall als allgemeingültig darzustellen. Zusammen mit der Grenzwerttheorie war das für manche zumindest die Antwort auf Karl Marx Kritik an der Mehrwertabschöpfung [ Damit hatte der John Locke "lahmgelegt". ]. Es wurde jetzt nicht mehr versucht, unbegrenztes Anhäufen von Anteilen durch Tauschen (inklusive der Arbeitsleistung anderer), moralisch zu rechtfertigen. Sondern das Thema wurde einfach überlagert mit Mathe und Dödel-Modellen und nicht mehr erwähnt. Diese Beschreibung für den Siegeszug der Neoklassik, die ich mal bei irgendjemand gelesen hatte, fand ich am passendsten.
Seit es Demokratie oder Staaten oder noch allgemeiner das Nehmen (neben dem Tauschen und dem Schenken) gibt, gibt es Tauschmächtige die das Nehmen abwehren wollen. Meist geschieht das Nehmen über den Staat. Aristoteles fragte ja in Politik, ob es gerecht ist dass die arme Mehrheit in Demokratien den Reichen ans Vermögen kann.
Die Proprietären vereinen das eben. Brauchen aber Mehrheiten dafür, deshalb gibt es kulturelle Hegemonieprojekte.
Wobei mit Tauschen alleine keiner klar nachhaltig auf lange Sicht zurecht kommt. Irgendwann will immer eine nicht hinreichend mit einem Tauschen. Deshalb versuchen immer Saboteure Tauschonly Rahmenbedingungen in Systemen zu schaffen, die sie von innen revolutionieren oder von außen eindämmen wollen.
Durch Zwangsverträge wirtschaftlicher Freiheit zum Beispiel aktuell.
Wenn schlaue den Mainstream als neoklassisch kritisieren meinen sie wohl das meist.
Also ihr kritischen Ökonomen solltet die Ökonomisierung (Tauschlogik only) der Politik und der Verfassungen kritisieren, dass ist nämlich entweder Inkonsequent oder Sabotage (wenn auch beeindruckend intelligente).
Wenn ihr das gescheit hinbekommt (zur Not halt auch durch kulturelle Hegemonieprojekte) , bekommt ihr auch wieder eine Prof- Anstellung an Standard-Unis. 🙂 Wenn euch vorher keiner von den genannten beseitigt. 🙂
In diesem Sinne: Oh je. Aber sind wir trotzdem mal optimistisch auch wenn nur der Stimmung wegen. 🙂 Und immer schön fair-genug für alle. Dann hat man im Zweifelsfall wohl mehr Mächte die einem erhalten wollen als beseitigen. Und hinreichend vorsichtig natürlich. 🙂
Gruß,
Thomas Hinkelmann
rkslp.org
