Hallo iX,
gerade (erst) das Editoral von iX April 2025 gelesen.
Ist zwar begrüßenswert, wenn sich andere ITler, als ich, auch mal politisch äußern, aber wenn da nur oberflächlich unreflektiert Positionen rausposaunt werden, die uns wegen ihrer Einseitigkeit auch noch ins verderben stürzen würden, muss man doch mal kurz drauf antworten.
Also was man für Souveränität braucht hatte schon Samir Amin schön zusammengefasst: at least a co-alpha power in all power categories (technology, control of global financial markets, access to global raw materials, communications and media control, weapons of mass destruction [Ja Denglish: gewöhnt euch „hier“ besser dran]
Also digitale Souveränität gehört über technology auch dazu, ist aber eben nur eines von 5. Bei den andern hängen wir größtenteils mindestens genauso weit von andern (auch vor allem USA und langsam auch China) ab. Wobei es meist angenehmer ist von entfernten Verwandten abzuhängen, wenn man schon abhängen muss. Hier wurde aber nur die US- Abhängigkeiten aufgezählt.
Aber immerhin geht es hier beim Kritik-würdigem nur um ein Unterlassen.
2 andere Punkte sind schon heftiger:
Hier wird Trump u.a. zunächst dafür kritisiert, dass er „seinen Partnern Zölle und Handelskriege androht“.
Gleich eine Entgegnung: Wir haben schon ein „Kriegen auf Leben und Tod“ im internationalen Standortwettbewerb mit ungleichen Karten/Voraussetzungen, auch im Handel. Also wir haben schon „Handelskrieg“. Trump, der mir zumindest (auch) zu rechts redet und zu sehr teils so agiert/unterlässt, fordert da gewissermaßen ein Unentschieden bei ausgeglichenen Handelsbilanzen wie schon Obama und wie es auch bei GATT noch vorgesehen war. Aus welchen Motiven er das macht, und ab wann Defizite schaden ist eine andere Frage. Aber spätestens wenn sie die Machtstellung in den Kategorien von Samir Amin unterlaufen schaden sie. Also hier kritisiert man jemand sagen wir mal zumindest zu rechts auslegenden, [vielleicht nur weil er muss (aber wohl eher nicht)], für einen Punkt wo er ab einem bestimmten Punkt auf jeden Fall Recht hat.
Der 2te Punkt ist der Ukraine-Russland-Krieg. Da wird er kritisiert, dass er gar nicht mehr unterstützen würde. Das wäre in der Tat schlecht. Aber gar nicht, scheint ja nicht der Fall zu sein. Eben bedingt und nicht für alles. Auch hier wird im Editorial unterschwellig nur das einfache Bild der „Alles oder Nichts“-„Territorialen Integrität“ vermittelt und, wenn man schon beim Nehmen, Tauschen und nun auch Schenken ist (mein Zeitfenster zum Schreiben geht gerade zu Ende; deshalb wird`s jetzt „spitzfindiger“), überhaupt erst wieder gar nicht darauf eingegangen, dass man auch beim unabhängig werden die Geschenke und Zusammenlegungen und die Absicht dahinter nochmal hinterfragen sollte bevor man die auf Gedeih und Verderb dann behalten will. Vor allem wenn sich 2 „zu teures Unentschieden“ – Blöcke gegenüberstehen. Putin bewegt sich zwar aus meiner Sicht auch zu weit rechts und räumlich wenn man ihn ließe, zu wahrscheinlich auch zu weit links/westlich, aber dennoch, liefert er zurzeit zumindest formal, Legitimationen für seine Ansprüche: Teils für die russische Sicherheit, teils nach dem Bürgerwillen nach Referenden. Diesen Referenden kann ich zwar kein „Legitim“- Siegel verpassen, und generell gilt bei mir: „Wenn ich nicht explizit für’s Nehmen bin, bin ich dagegen“. Aber zumindest formal ist da Selbstbestimmungsrecht der Völker und (Fair-)Nötiges zur eigenen Sicherheit zur Rechtfertigung dabei. Und der Westen antwortet nur mit Zarisch geprägtem, zu neoproprietärem, leider aktuell real existierenden Völkerrecht.
Macht es euch nicht zu einfach, dass kann man sich nicht leisten.
Gruß,
Thomas Hinkelmann
rkslp.org und iX- Abo seit Jahren
