Hinreichend viele.

Für die meisten Sachen im Leben ist es wichtig, dass hinreichend viele sich daran beteiligen.

Egal ob man nur seine eigene Interessen durchsetzen möchte oder es einem (auch) um (faire) Interessen anderer geht.

Ohne hinreichend viele zumindest bezogen auf das sich daraus ergebende Gesamtvermögen geht eben selten etwas und gegen hinreichend viele schon gar nicht. Hinreichend bedeutet eben schon ausreichend viele und zwar Zielerfüllungs- abhängig.

Ob man dafür nun wenige aber genau dafür geeignete oder viele zumindest gemeinsam zumindest ausreichende zusammenbekommen hat spielt dabei keine Rolle.

Egal ob man jetzt einfach nur etwas produzieren wollte. Oder gleich ein hinreichend soziales, ökologisches, Sicherheits- und Zukunftsorientiertes (SÖSZ) System schaffen wollte. Wobei natürlich je nachdem was man für ein Produkt erstellen wollte man hinreichend viele schneller zusammen bekommt. Eventuell reicht man dafür sogar schon selbst aus.

Beim Schaffen eines hinreichendem SÖSZ-System wird das alleine schon schwieriger. Wie bei einer Ein-Mann-Kapelle müsste man da mehrere Sachen gleichzeitig machen können. Das geht dann nur noch hinreichend automatisiert. Also irgendwann wäre wohl auch hier wie bei der Ein-Mann-Kapelle eine Lösung dar. Das kann man sich vorstellen. Auch wenn es irgendwann tatsächlich nur noch einen geben sollte der sich darüber Gedanken gemacht hat wie es sein sollte und das nun auch Umsetzen wollte, kann er das theoretisch dann.

Er könnte sich erstmal mit einem fairen Anteil an allem Selbstständig machen und dann jeden andern der eine Teilsache umgesetzt sehen möchte diesen dabei hinreichend unterstützen solange er das für fair, mit universell moralischem Selbstanspruch, hält. Dabei werden aber diejenigen mit fairen, aus seiner Sicht, Interessen sich selbst eingeschlossen, bei der Umsetzung dieser Interessen wohl auf Widerstand anderer, nicht gesamtheitlich nachdenkender, nicht an Fairness interessierten oder einfach mit einer anderen Ansicht von Fairness gesegneten, stoßen. Wenn er eine hinreichende Ein-Mann-Lösung, zumindest zusammen mit den zumindest in einem Teilpunkt gleichgesinnten und sogar kooperierenden Betroffenen gefunden hat, was wir ja angenommen haben, wird dadurch aber dennoch jedweder Widerstand schon per Definition nicht hinreichend sein können.

Also mit solch einer Ein-Mann-Lösung von dem einen der, mit universell moralischem Selbstanspruch, geprüfte hatte wie es aktuell ist und auch wie es seiner Meinung nach sein/bleiben sollte, hat dieser eine dann auch einen Weg gefunden da völlig auf sich gestellt als Ein-Mann-Team solch ein System umsetzen und aufrechterhalten zu können. Und er hätte die Gewissheit, dass jemand anders, nach seinem eigenem ableben, der sich mal später in der gleichen Ein-Mann ohne Team Situation befindet, solch ein hinreichendes SÖSZ-System umsetzen könnte. Auch wenn sonst keiner mehr prüft wie es sein sollte, welche Konsequenzen ein Handeln oder Unterlassen hat, und diese Situation dann auch herbei führen/erhalten möchte, zumindest nicht mit ihm oder auf seine Vorschläge, Einwände oder Faktendarlegung eingeht und von seinen ganzheitlichen Vorstellungen zu weit weg sind. Er würde es dennoch hinreichend umsetzen können. Ob aber unser aktueller zwangsweise Einer im konkreten Fall der konkreten Umsetzung auch wirklich mit universell moralischem Selbstanspruch, zu dem Ergebnis gekommen ist, dass das System was der neue Einer, etabliert hat und aufrechterhält auch hinreichend seinen Vorstellungen entspricht? Denn auch wenn zwei mit universell moralischem Selbstanspruch ein Soll-System erdenken, heißt das nicht zwangsläufig, dass die beiden sich mit ihren Systemen auch hinreichend einig werden. Wahrscheinlich gibt es tatsächlich ein System mit universell moralischer Perfektion. Nur sind diejenigen die solch eines nachbilden wollen wohl noch sehr lange nicht perfekt. Deshalb schafft man anderen mit einer solchen Ein-Mann-Lösung für die Erschaffung und Aufrechterhaltung eines solchen SÖSZ-Systems, nach ihren Werten, mit universell moralischem Selbstanspruch, (nur) die Möglichkeit dass der Ist-Zustand zumindest tolerierbar so ist wie sie es noch tolerierbar finden auch wenn von denen, die die Dinge zumindest so sehen wie sie selbst, keiner hinreichend mit ihnen kooperieren will. Und es auch alleine nicht schaffen.

Also eine Ein-Mann- (oder Ein-WasAuchImmer)- Lösung wäre nur solange hinreichend, aus Sicht des einen solange er selbst lebt, oder es einen hinreichend gleichen wieder gibt.

Man könnte sich jetzt überlegen, ob man sich auch noch eine Ein-Mann-Lösung vorstellen wollte, die auch nach unserem Einen seinem Tod weiter wirken sollte. Hinreichend. Dann könnte aber keiner mehr Korrekturen vornehmen. Denn eine Ein-Mann-Lösung braucht eben zumindest einen der adaptieren und korrigieren kann, denn universeller Selbstanspruch heißt, dass man seine Vorstellungen, Werte, sein Handeln und Unterlassen anpasst wenn jemand oder etwas aufgezeigt hat, dass das eigene (Werte)-System noch nicht alles berücksichtigte, in zumindest einem Punkt nicht optimal fair, sozial, ökologisch, Sicherheits- oder Zukunftsorientiert war. Denn solange man nicht nachweislich erwiesener Weise über vollständige Informationen und nachweislich perfekt in deren Verarbeitung ist wird man immer wieder was in seinem eigenen System finden, was man optimieren sollte oder muss.

Das was konserviert werden muss ist der Anspruch an sich selbst nicht das System selbst oder sonst etwas.

Genau das ist aber auch genau das Grundproblem der Textgebunden Religionen. Was einmal niedergeschrieben wurde, wird nicht mehr hinterfragt, selbst wenn diejenigen die es niedergeschrieben hatten, es mittlerweile eventuell korrigieren würden. Eben nur vielleicht, aber das weiß man halt nicht, denn die sind nicht mehr da.

Wir sind jetzt da.

Wir müssen prüfen wie es ist. Wie es sein sollte. Und wie man dahin kommt.

Und auf den einen warten, der durch sich selbst heraus, oder besser gesagt durch Gott schon solch eine perfekte Ein-Mann-Maschine wäre kann es wohl auch nicht sein. Zumindest tut man dann weniger als man könnte damit es jetzt schon so ist/wird/bleibt wie es sein sollte.

Und auch auf säkulare Erlösung durch einen als hinreichend eingeschätzten, erträumten oder einfach schöngeredeten Einen oder eines Teilkollektivs warten ist nach meiner Meinung nicht das was man tun sollte.

Und auch dem Leitspruch wörtlich folgen, „Es muss erst schlimmer werden bevor es besser wird“, macht es meist nur schlimmer, ohne dass es besser wird. Denn der Leitspruch bezieht sich auf die Hoffnung, dass es mal hinreichend viele geben kann. Zumindest wenn es ohne zutun anderer auch für die selbst schlimm genug wurde, dass mal genügende an einer hinreichenden Lösung mitarbeiten und „aus dem Arsch kommen“.

Diesen Prozess kann man natürlich durch verstärken zu beschleunigen versuchen, nur läuft man dann Gefahr eine Dynamik zu schaffen, die auch nach dem Erreichen des Schwellwertes nicht mehr anhält. Und man nimmt sich und andern die Chance, dass einem mit der Zeit noch was einfällt, dass es gar nicht so schlimm werden musste, damit hinreichend viele endlich in die „Puschen kommen“. Und wenn man sich fürs „verschlimmern damit es besser wird“ entschieden hat, läuft man immer Gefahr von denen „angeleihnt“ zu werden oder es bereits zu sein, die es nur schlimmer für andere haben wollen.

Es kann natürlich sein, dass einige schon aktiv für das was man selbst oder unser Einer gut findet sind, aber von der herrschenden Ordnung her zum Schweigen verdonnert sind, da sie über als geheim eingestuftes Wissen verfügen. Darauf kann man immer hoffen, aber dass weiß man als jemand ohne oder anderem Geheimwissen eben nicht. Und ob man da wirklich gleich gar nicht mehr offen aktiv sein muss? Man kann das geheime ja geheim halten und einfach nur sagen, dass man nicht über alles reden darf. Sonst ist das auch nur wieder ein weiters Ausreden-Narrativ für den „Schweinehund“.

Natürlich kann es auch immer welche geben, die meinen nur verdeckt agieren zu können. Das ist in vielen Herrschaftssystemen wohl auch angebracht. Aber wenn man da selbst gerade besser dran ist, sollte man auch nicht einfach hoffen, dass schon hinreichend viele verdeckt das moralisch und von den fairen Interessen her gesehen Richtige Tun und man selbst am besten nichts tut. Denn dann redet man auch nicht mehr darüber wie es ist und sein sollte und erkennt keine Fehler oder Verblendungen mehr.

Wir sind sowieso einer der wenigen Staaten wo man, durch die Grundsicherung, auch wenn die nicht hoch ist, Systeme und Leute kritisieren und eigene propagieren kann, ohne dass man dadurch gleich wirtschaftlich existenziell bedroht werden kann. Einen „Unfall“ kann man natürlich trotzdem erleiden, aber eher nicht „von Staats wegen“, zumindest ist das Risiko da bei uns noch eher am mit geringsten, würde ich mal sagen. Aber das kann sich natürlich auch schnell ändern. Das „sollte“ dann aber nicht so sein. Da halten dann hoffentlich hinreichend viele dagegen.

Und das hinreichende darüber nachdenken wie es aktuell „wirklich ist“, ist aktuell besonders wichtig. Nudging kann schnell für kulturelle Hegemonieprojekte missbraucht werden. Durch zu viel anderes und/oder Verführungen geht das noch einfacher.

Das Problem ist eben, dass man hinreichend viele braucht um hinreichend viel zu tun.

Dafür müssen aber hinreichend viele erst mal wissen, was für welche Ziele nötig ist. Das erfordert aber Zeit und Konzentration. Da kommt einem eine Ausrede wie, „ihr müsst nur alle eure kleinteiligen Eigennutzziele verfolgen, dann läuft es automatisch auch im großen zumindest für euch durch, blahblahblah (meist Markt oder Freiheit genannt), gut“.

Dann spart man sich lieber die Zeit und das Geld für das Funktionieren des großen Ganzen und arbeitet nur an einzelnem für das man gerade bezahlt wird. Man führt also nur noch die Wünsche anderer aus, ohne selbst zu schauen, dass man beim bestellen der eigenen Wünsche hinreichend zumindest für sich selbst soziale, ökologische, Sicherheits- und Zukunftskritierien berücksichtigt. Wenn das zu viele machen, zwingt der Marktdruck andere, die sich dafür eigentlich hinreichend Zeit nehmen wollten, dazu auch darauf zu verzichten. Irgendwann achten beim Wählen (Konsum, Parteien) aber zu wenige darauf, dass es zumindest für das sie einschließende Gesamtsystem noch passt. Deshalb hatte Gustav von Schmoller gewarnt: „Nur der Inkonsequente und derjenige der sein eigenes Land ruinieren will kann komplett freihändlerisch sein.“. Jede dezentral organisierte Gesellschaft muss also darauf achten, dass hinreichend viele gescheit wählen und auch hinreichend Gescheites zur Wahl steht.

Dafür wird bei uns zur Zeit aber viel zu wenig geprüft: Wie es aktuell ist. Wie es sein sollte. Und wie man dort hin kommt, bleiben kann.

Da ist es dann plötzlich nicht mehr wichtig auf eine zumindest hinreichend ausgeglichene Außenbilanz zu achten. Da ist es plötzlich selbstverständlich das Grenzen nach Zusammenbrüchen von Staatenbünden nicht mehr auf Fairness und faire Bedarfe geprüft werden. Da geht es plötzlich nicht mehr darum zumindest hinreichend legitim genug zu agieren. Sondern nur noch um das Bestehen auf das legale, mit oder auch gleich ohne gemeinsame Rechtsordnung aller Betroffenen.

Da geht es plötzlich wieder um interessengebundene Propaganda. Und Hegemonie für Eigennutz-Vorteile. Auch wenn das schon immer ins Verderben führte. Und nur weniger bis unbetroffene andere stärkte.

Es prüfen bei uns aktuell zu wenige.

Es kooperieren zu wenige.

Es handeln zu wenige für Fairness.

Zumindest nicht diejenigen die ich aus Sicht mit universell moralischem Selbstanspruch dafür als legitim ansehen würde.

Dadurch wird die ToDo-Liste für diejenigen die es doch tun immer länger. Und auch die potentielle Belastung und Gefährdung für deren Umfeld immer größer.

Eine hinreichende Ein-Mann (X)-Lösung gibt es eben (noch) nicht.

So wird es tatsächlich weiter schlimmer werden, bevor hinreichend viele wieder an einer zumindest kurzfristig hinreichenden SÖSZ- Lösung mitarbeiten. Bis später dann aber wohl wieder die Bequemlichkeit, Furcht oder was auch immer wieder überhand genommen haben wird.

Diejenigen mit hinreichend universell moralischem Selbstanspruch: Lasst uns gemeinsam eine hinreichende Lösung finden. Oder von mir aus auch ohne mich. Aber darin sehe ich aktuell keinen Vorteil.

Hinreichend Solidarisch und genug Wettbewerbsfähig. Im Rahmen des ethisch Möglichen.

In der Corona- Pandemie waren wir, also Deutschland, ja, erfreulicher Weise, wenn auch „leicht“ verzögert, wieder solidarisch in der EU.
Aber „solidarisch“ sagt eben noch nichts über den Umfang, das Ausmaß, der Solidarität aus. Waren wir jetzt ein bisschen solidarisch? Mittelmäßig solidarisch? Zu wenig solidarisch? Eventuell sogar zu solidarisch? Waren wir vernünftig solidarisch? Durchdacht solidarisch? Und auch die Frage aus welcher Intention heraus wir solidarisch gehandelt haben, ist vor allem für unser Umfeld wichtig.

Auch solidarisches Handeln sollte, wie jede Handlung, einem Ziel folgen.

Und die Erreichung von Zielen lässt sich nun mal nachprüfen. Meistens hat ein Ziel mehrere Kriterien die erfüllt sein müssen bevor das gesamte Ziel erfüllt ist. Die Erfüllung jedes dieser Kriterien ist dann notwendig. Wenn alle erfüllt sind ist das Ziel dann hinreichend erreicht. Und nur dann. „Hinreichend“ kommt aus der mathematischen Logik. Mathematik sollte man zwar, zumindest meiner Meinung nach, nicht über priorisieren. Ab und zu gibt es eben leider tatsächlich Wichtigeres. Aber das, was man für die Praxis und für das Grundsätzliche braucht sollte man schon kennen und auch anwenden.

Also wenn wir jetzt geklärt haben, was, zumindest im Rahmen dieses Blogs, „hinreichend“ bedeutet, können wir uns jetzt mal überlegen, welche Kriterien für „hinreichend“ solidarisches Handeln, sagen wir mal in der EU, für „uns“ wichtig sind. Also wir überlegen uns zusammen diese Kriterien. Aber wie einigen wir uns da? Nach John Rawls und Immanuel Kant würden wir uns jetzt versuchen in jeden EU- Bürger hinein zu versetzen und überlegen ab wann wir unser eigenes Verhalten und das der anderen als zumindest genug solidarisch ansehen würden. Und wir würden auch noch so tun als wüssten wir nicht welcher EU- Bürger wir selbst hinterher wären.

Das ist jetzt nicht so kompliziert setzt aber natürlich einen entsprechenden Willen voraus.

Am Ende wird man da wohl einmal seine eigene Vorstellung von hinreichend solidarischem Handeln in der EU, zumindest für diese konkrete Situation entwickelt haben. Und auch einen gewichteten Rahmen wie viel Abweichung davon man noch akzeptieren oder zumindest tolerieren möchte.

Dann muss man schauen, ob man sich mit den anderen auf gemeinsame Kriterien einigen kann.

Da kann man erst mal schauen, ob man anderen bei Abweichung der Kriterien noch Informationen liefern kann, die diese eventuell noch nicht berücksichtigt haben, oder ob diese welche kennen die man selbst noch für seine eigene Entscheidung berücksichtigen muss.

Wenn man sich dann im Konsens, z. B. durch systemisches Konsensieren oder auch eine andere Methode, geeinigt hat, ist das natürlich am besten, da dann jeder die Kriterien akzeptiert. Aber das wird kaum immer der Fall sein.
Dann stellt sich die Frage, ob wirklich jeder zustimmen muss. Da kann man dann auf die „90% reicht“ Regel zurückgreifen. Oder gleich zu einfachem Mehrheitsrecht.

Und auch dann haben wir ja erst mal nur mit denen gemeinsam eine Entscheidung über die Kriterien getroffen, die ethisch- moralisch Werte- gebunden, normativ, zu einer Entscheidung gelangen wollten oder dies konnten.

Es bleibt als noch der Rest der einfach nur seine eigenen Interessen verwirklicht sehen möchte oder ideologisch an Grundsätzen hängt, die er nicht von konkreten Ergebnissen abhängig machen möchte.

Hier kann man dann versuchen Gemeinsamkeiten bei den Interessen zu finden und schauen, ob man sich so einig wird.

Wenn man dann hier am Ende nur die Kriterien im Ergebnis haben möchte denen tatsächlich auch aus dieser Gruppe jeder freiwillig zustimmt, ist man beim streng individuell legitimierten Ansatz eines Buchanans, Homanns, Vanbergs und Co. angelangt. Dann wird das Ergebnis aber tatsächlich der kleinste gemeinsame Nenner sein. Also der unsolidarischste hat da dann das letzte Wort. Und alle sollen es tolerieren. Oder eben Revolution machen. Das schreibt ja auch James M. Buchanan schon als Konsequenz. Denn es kommt eben nicht nur darauf an welche Kriterien drin stehen im Ergebnis sondern auch welche nicht drin stehen. Und durch die Revolutions- und damit auch Zusammenbruchs- Option kommt natürlich zu dem Unsolidarischstem noch derjenige als untere Schranke hinzu der eine Revolution oder den Zusammenbruch haben möchte. Und spätestens mit denen wird man sich dann nicht mehr auf Stabilität garantierende Kriterien einigen können.

Also wenn wir den streng individuell legitimierten Ansatz jetzt als zumindest ab einer bestimmten Größe, als fast immer zum Zusammenbruch führend, begründet als selbstzerstörend abgelehnt haben bleibt wohl bei einer Einigung mit den rein Interessierten nur noch die Mehrheitsentscheidung.

Und auf Ebene von Parteien, sollte man dann aber auf keinen Fall von den bei der Entscheidung zur Minderheit gehörenden ein Mitlaufen und schon gar kein „mitwahlkämpfen“ einfordern. Man muss weiterhin die Kritik der Minderheit auch Partei- intern akzeptieren. Einen Zusammenhalt kann nur der Einfordern der auch abweichende Meinungen zulässt. Aber natürlich kann und sollte auch, nach meiner Meinung, die Mehrheit in Parteien, Mitglieder mit zu stark abweichender Meinung ausschließen oder sogar durchaus wohlwollend zur Gründung einer neuen Partei auffordern. Um dieses politische Programm dem Wähler anbieten zu können. Parteien die mehrheitlich aus Mitgliedern bestehen, die nur wollen, dass ihre Partei mit welchem Programm auch immer möglich viel Stimmen erzielt oder die nur für sich opportunistisch motiviert ein Amt haben wollen, braucht keiner.

Der Mehrheitswille oder die Werte der Mehrheit in Parteien ändert sich ja auch im laufe der Jahre meist. Deshalb sollte man dann auch die Partei wechseln, entweder als Wähler oder als Mitglied, wenn einem das vom politischen Ergebnis her Werte- gebunden mehr zusagt. Es kann ja für Koalitionen auch sinnvoll sein in Parteien zu bleiben, die man eigentlich nicht als aktuell am nächsten an der eigenen politischen Position ansieht.

Aber nun (noch) einmal zur Frage ab wann ich eigentlich unser, als Deutschland, handeln als hinreichend solidarisch, zumindest aktuell ansehen würde.

Da muss ich dann erstmal unterscheiden zwischen hinrechend solidarisch im aktuellem System, in „dieser aktuellen Welt“ und arbeiten am System, an „dieser aktuellen Welt“. Auch in der Bildung ist es wichtig, dass man nicht nur das Wissen und das Können vermittelt, um in „dieser aktuellen Welt“ bestehen zu können. Sondern auch das Wissen und Können, das man braucht, um einschätzen zu können, ob man dabei ethisch- moralisch und hinreichend solidarisch genug vorgeht. Sowohl im Eigeninteresse als auch unmittelbar Werte- orientiert. Und auch das nötige Wissen, um „diese Welt“ nach den eigenen Werten und Interessen gemeinsam oder auch fair und vernünftig begrenzt alleine oder in Teilgruppen formen zu können. Im System alleine reicht eben nicht auch am System muss man arbeiten. Und schauen wer da gerade sonst noch dran arbeitet.

Wir haben zum Beispiel mit dem Zwang zur Gewährung der 4 wirtschaftlichen und individuellen Grundfreiheiten in der EU Anfang der 90er, ohne für jeden einklagbare gemeinsame soziale und ausgleichende Grundrechte, einen Weg eingeschlagen den noch nie ein Staatenbund gegangen war. Und dann haben wir auch noch eine gemeinsame Währung eingeführt in der Mehrheit der EU Staaten. Und all das nachdem wir Ende der 80er Jahre auch weltweit erstmals in der Menschheitsgeschichte den Kapitalverkehr (fast) komplett freigegeben haben.

Nach dem 2.Weltkrieg hatten wir zumindest im Ansatz mit dem Bretton Woods System und im Geiste von Keynes ein System bis Anfang der 70er, das auf die Einsicht der Notwendigkeit eines Ausgleiches, wirtschaftlicher, Währungs- technischer und finanzieller Art zumindest „etwas“ aufbaute. Wenn eben auch nicht hinreichend, deshalb war es bei den ersten Krisen, Vietnam und den Ölkrisen zügig zusammengebrochen. Dann hatten wieder die Anhänger der wirtschaftlichen Freiheit fast überall in Forschung, Bildung, Medien und langsam auch in den Parteien das Ruder übernommen. Nach der Formel wer hat soll es behalten und höchstens freiwillig was abgeben müssen. Eben freiwillig im Sinne der streng individuell legitimierten Verfassungsethik. Damit holt man aber eben auch die Revolutions-, Schwächungs- und Zusammenbruchs freudigen mit ins Boot. Und da individuell legitimiert doch nicht so toll klingt, wird daraus dann doch schnell göttlich legitimiert. Dann ist der Reichtum, oder einfach nur das kurzfristige „Mehr“, plötzlich ein Zeichen göttlicher Auserwähltheit. Oder das höhere Einkommen. Dann sind auch die Propheten und Apostel meist nicht mehr weit. Und eine wichtige Gruppe innerhalb der Bewegung der Anhänger der wirtschaftlichen Freiheit heißt übrigens „Marginal Revolution“. Denen ihr Wahlspruch lautet, oder lautete zumindest: „Die Welt jeden Tag ein Stückchen besser machen“. Nun heißt es nicht, dass sich jeder sonst, der dieses Motto verwendet, zum Beispiel bei politischen Aschermittwoch- Veranstaltungen, als Anhänger dieser Gruppe outen will. Das Motto an sich ist ja gut. Aber über diese Information sollte man schon verfügen, um bei Wahlen, die nach den eigenen Wertvorstellungen, passendste Entscheidung treffen zu können. Am besten unverzüglich. :).

Und ganz nebenbei erwähnt, was haben eigentlich Botschaften für „Freimarkt“ und gegen „Schutzzölle“ auf Abschlussveranstaltungen von IT- Konferenzen wie der BASTA! Spring 2021 verloren? Das ist dann wirklich E- Nudging (Evil- Nudging). Ein paar mehr mit hohem Einkommen in die „Zwangssystem Wirtschaftlicher Freiheit“- Titanic mit reinlocken. Da passt dann der alte Spruch von Andrew Stuart Tanenbaum zu Linus Torvald: „That’s not the way it should be done“.

Also wir haben in der EU aktuell ein in dreifacher Hinsicht erstmals in der Menschheitsgeschichte eingeführtes System, dass von Menschen erdacht wurde, denen ideologische Prinzipien wichtiger waren als das Ergebnis. Ein System, dass auf der Freiheit auch zur Gier aufbaut. Bei dem in wichtigen Bereichen immer noch Konsenspflicht aller beteiligten Staaten besteht. Das ein unregulierter, unausgeglichener und unpriorisierter gemeinsamer Markt mit einem Zwang zur wirtschaftlichen Freiheit auch bei zu unsolidarischem Verhalten eher einem Selbstmordsystem ähnelt, kann man ja auch bei Makroskop und in meinem Blog häufig genug nachlesen. Denn auch die goldigste Zeit für einige endet ziemlich schnell wenn es den anderen zu schlecht geht.

Deshalb, können wir endlich mal über diese genannten Neuerungen Evidenz- basiert diskutieren und entsprechende hinreichend ausgleichende, denn das bedeutet solidarisch nun mal nach meiner Meinung hauptsächlich, priorisierende und regulierende Reformen durchführen, die auch in der Rücknahme zum wirtschaftlichen Zwang bestehen kann und zur Not auch nur in einer neuen Koalition der Willigen erfolgen kann? Anstatt immer nur die Symptome des „Zwangssystems wirtschaftlicher Freiheit ohne hinreichende soziale und ausgleichende Rechte“ zu bekämpfen. Also am System, als nur in der Titanic, wenn in Deutschland auch nicht wenige aus der ersten Klasse heraus, aber die geht halt mit unter, wenn es so weiter geht. 🙂

Nur was man versteht und häufig genug überprüft kann man beherrschen. Und aus Werte- orientierter Sicht auch noch Werte- gebunden beherrschen.

Und meine Ansicht zur aktuellen Solidarität in der EU bei Corona habe ich ja hier schon veröffentlicht:
https://rkslp.org/2021/02/06/das-problem-der-ungleichgewichte-in-der-eu-steht-weiter-auf-der-todo-liste/

Ach ja und zur Wettbewerbsfähigkeit wollte ich ja auch noch was schreiben.

Um international in einem Zwangssystem wirtschaftlicher Freiheit bestehen zu können, muss man eben tatsächlich wettbewerbsfähig genug sein, oder vielleicht ist die Formulierung „für den eigenen Importbedarf genug exportieren“ hier genauer. Sobald der Importbedarf aber bedeckt ist, kann man den Verweis auf die Wettbewerbsfähigkeit aber auch nicht mehr als Begründung verwenden, irgendetwas anderes zu beschneiden. Meist sind das dann soziale, ökologische oder sicherheitsbezogene Forderungen. Wenn man mehr exportiert als importiert ist man daher meist unsozial, unökologisch oder nicht sicherheitsbewusst. Auch der Verweis, dass man für später sparen will, ändert daran nicht unbedingt viel. Denn wer entscheidet denn über das Verhältnis Sparen und Konsumieren? Vor allem wenn so einige wenig bis zuwenig haben. Vor allem spart man dann für sich selbst und nicht zusammen mit anderen. Man spart also über den Außenbeitrag auf Kosten der anderen, der Umwelt und der gemeinsamen Sicherheit. Ob die anderen dann schlau sind sich dies gefallen zu lassen, wenn sie es nicht müssen? Und ist ein Zwang dies akzeptieren zu müssen wirklich zu legitimieren und aufrecht zu erhalten? Oder bekommt man dann früher oder später doch die Rechnung serviert und hat dann umsonst gespart? Das hängt wohl nicht zuletzt davon ab, ob man hinreichend solidarisch war. Und darum ging es im ersten Teil ja.

Also in diesem Sinne: Hinreichend solidarisch, im Rahmen des Möglichen, sein. Und das Prüfen und Begründen nicht vergessen. 🙂